DZSM-MITTEILUNG

26.07.2020

3 Fragen an PD Dr. Daniel Neunhäuserer

Dr. med. Daniel Neunhäuserer, Ph. D., ist Facharzt für Sport- und Bewegungsmedizin sowie Assistenzprofessor für Sport- und Bewegungswissenschaften. Er habilitierte 2018 zum Thema »Sport and Exercise Medicine: What is it about and what can Sport and Exercise Medicine specialists provide?«. Seit April 2020 ist er Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der DZSM.

3 Fragen an PD Dr. Daniel Neunhäuserer
© Neunhäuserer

1. Sie beschäftigen sich mit allen Aspekten der Sport- und Bewegungsmedizin. Was können Spezialisten wie Sie Ihrer Meinung nach beitragen?

Der Sportmediziner wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen, da körperliches Training ein evidenzbasiertes und kosteneffizientes Therapeutikum für viele chronische Erkrankungen darstellt. Zudem ist er Ansprechpartner für eine funktionelle Leistungsdiagnostik, die der ärztlichen Trainingsverschreibung vorausgehen sollte, um die individuelle Anpassung des Therapeutikums Sport garantieren zu können. Daneben fallen Primär- und Sekundärprävention, Unterstützung von Patienten und Athleten mit individualisierter und ganzheitlich sportspezifischer Trainingsberatung, Kompetenz bezüglich Verletzungsprävention und Rehabilitation in den Kompetenzbereich.

2. Sie haben sich unter anderem mit der Muskel­physiologie nach einer Magenverkleinerung bei adipösen Patienten beschäftigt. Was haben Ihre Untersuchungen ergeben?

Die bariatrische Chirurgie wird immer mehr als Therapieoption für Patienten mit hochgradiger Adipositas eingesetzt, wonach es binnen kurzer Zeit zu einem signifikanten Gewichtsverlust kommt. Dadurch verbessern sich auch verschiedenste Komorbiditäten sowie die funktionelle Leistungsfähigkeit. Es hat sich aber auch gezeigt, dass sich die absolute aerobe Leistungsfähigkeit reduziert, was zum Teil auf einen Verlust der Muskelmasse zurückzuführen ist, aber wahrscheinlich auch durch einen negativen Einfluss auf den peripheren oxidativen Muskelmetabolismus. Letzterer scheint sich mit der Zeit wieder vom Eingriff und der damit verbundenen Proteinrestriktion zu erholen. Dies zeigt die Bedeutung der funktionellen Leistungsdiagnostik und adaptierten Trainingstherapie in der postoperativen Rehabilitation.

3. Welche Impulse können Sie als neues Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der DZSM geben?

Ich habe mir als Ziel gesetzt, die Sportmedizin internatio­nal voranzutreiben und ihren Wert im Gesundheitssystem zu untermauern. Durch das internationale Netzwerk der DZSM kann es gelingen, diese medizinische Spezialisierung weiter zu fördern, um sie in Europa offiziell zu etablieren. Schließlich hoffe ich, dass meine Passion für die Sportmedizin die nötigen Impulse setzen wird, um die DZSM wissenschaftlich zu bereichern.

■ Hutterer C