DZSM-MITTEILUNG

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Fortsetzung Sportmedizin: Gegenwart und Zukunft

Sportmedizin: “Mutterfach” für Bewegung und körperliche Aktivität

In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Arbeitsgruppen zum Thema Sportmedizin in den verschiedenen medizinischen Fächern gebildet, so in der Psychiatrie, Kardiologie, Onkologie oder Neurologie. Diese Entwicklung zeigt nachdrücklich, dass körperliche Aktivität ein wichtiges Thema in der gesamten Medizin ist, von der Pädiatrie über Pneumologie bis hin zur Gerontologie oder Chirurgie, wo die Prä-Konditionierung (Pre-Conditioning) von zunehmender Bedeutung wird.

In der Kardiologie schon länger untersucht, sind niedrig dosierte Phasen von Ausdauertraining als Präkonditionierung vor geplanten Eingriffen geeignet, die Operation besser zu überstehen, früher den Patienten zu mobiliseren und entlassen zu können. Ein Erfolg der Sportmedizin (8). Vor allem aber muss die allgemeine Empfehlung angewendet werden: Jeder Arzt sollte bei jedem Patientenkontakt die körperliche Aktivität ansprechen und in der Anamnese als fünftes vitales Zeichen festhalten.

Ursachen angeborener und erworbener Herzmuskelerkrankungen sowie elektrischer Störungen des Herzens. © DZSM 2018

Der (Fach-)Arzt für Sportmedizin als klinisch tätiger Arzt?

Aufgaben und Betreuung der stationären Patienten haben sich gewandelt, nicht aufgenommen ist hingegen die mögliche Betreuung durch einen sportärztlichen Kollegen. Seine Aufgabe sollte die Anleitung für die “Präkonditionierung” (Pre-Conditioning) sein vor allen Interventionen (Operation kardial oder nicht-kardial, Kathetertherapie).

Ferner müssen Patienten während und nach der stationären Behandlung bereits zu einem körperlichen Training angeleitet werden, so z. B. bei der Chemotherapie in der Onkologie. Die Dosierung nach den FITT-Empfehlungen zu beginnen und zu überwachen ist eine weitere Aufgabe eines klinisch tätigen Sportarztes. Von besonderer Bedeutung ist ein sportärztliches Entlassungsrezept (Rezept für Bewegung) bei Entlassung. Dieses wird so gut wie nie in einem Enlassungsbericht erwähnt wird. 8-12 Medikamente sind keine Seltenheit im Entlassungsbrief, detaillierte Trainingsempfehlungen hingegen fehlen fast immer. So werden aktuelle und kostengünstige Behandlungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft und sogar dem Patienten vorenthalten. In Europa haben 14 Länder bereits den Facharzt für Sportmedizin, auch mit klinischem Einsatz. Der Facharzt für Sportmedizin ist auch in Deutschland dringend notwendig und sollte zum Nutzen der Patienten eingeführtwerden.

„Wer einem Diabetiker nach Entlassung kein Training verordnet, begeht einen Behandlungsfehler”
(H. Walton, AHA-Kongress 2013).

■ Löllgen H, Bachl N

Quellen:

  1. Abächerli R, Schmid R, Kobza R, Frey F, Schmid JJ. Erne Preparticipating ECG Screening preventing SCD – Insight from the Swiss Army. Annual Meeting of Heart Rhythm Society, San Francisco, 2014, 5719

  2. ACSM. Code of Ethics. Statement of the ACSM, 2018. http://www.acsm.org/membership/membership-resources/code-of-ethics [21st March 2018].

  3. Doudna JA, Charpentier E. The new frontier of genome engineering with CRISPR-Cas9. Science. 2014; 346: 1258096. doi:10.1126/science.1258096

  4. Löllgen H, Börjesson M, Cummiskey J, Bachl N, Debruyne A. The Pre-Participation Examination in Sports: EFSMA Statement on ECG for Pre-Participation Examination. Dtsch Z Sportmed. 2015; 66: 151-155. doi:10.5960/dzsm.2015.182

  5. Löllgen H, Zupet P, Wismach J, Bachl N, Predel G. Körperliche Aktivität und gesundes Leben. Das Rezept für Bewegung. Herzmedizin. 2017; 33: 27-32.

  6. Parsa-Parsi RW. The Revised Declaration of Geneva A Modern-Day Physician’s Pledge. JAMA. 2017; 318: 1971-1972. doi:10.1001/jama.2017.16230

  7. Pitsiladis Y, Ferriani I, Geistlinger M, de Hon O, Bosch A, Pigozzi F.  A Holistic Antidoping Approach for a Fairer Future for Sport. Current Sports Medicine Reports. 2017; 16: 222–224. doi:10.1249/JSR.0000000000000384

  8. Thijssen DHJ, Redington A, George KP, Hopman MTE, Jones H. Association of exercise preconditioning with immediate cardioprotection. A Review. JAMA Cardiol. 2018; 3: 1-8. doi:10.1001/jamacardio.2017.4495