DZSM-MITTEILUNG

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Fortsetzung Die deutsche Sportmedizin in der Krise – Ursachen und Lösungen

Die Sportmedizin und das Thema Doping

Dem Doping-Thema können wir nicht ausweichen, weil wir für uns mit Recht die größte Kompetenz in der medizinischen Versorgung von Leistungssportlern reklamieren. Unvermeidlich erwirbt man während einer solchen sportmedizinischen Tätigkeit leistungsphysiologische, klinische und wissenschaftliche Kenntnisse, die theoretisch für Dopingzwecke missbraucht werden könnten. Die klare Positionierung aller Hochschulinstitute und -abteilungen für einen dopingfreien Sport – wie in einem Memorandum in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin publiziert – zeigt dabei die unmissverständliche Einstellung der deutschen Sportmedizin (1).

Selbst wenn die universitäre Sportmedizin per se nicht anfällig für Dopinganwandlungen sein oder gar einen gewissen Schutz darstellen mag (durch die vom Leistungssport unabhängigere Beschäftigung), ist dies kein Freibrief. Statt den Kopf einzuziehen und zu hoffen, dass wir im medialen Gewitter möglichst ungeschoren davon kommen, sollten wir unser Curriculum bereits jetzt – also noch ohne Facharzttitel – reformieren und Anti-Doping-Inhalte viel sichtbarer aufnehmen.

Dieses Vorgehen bedient die Logik, dass vor allen anderen Ärzten der ausgebildete Sportmediziner in die Lage versetzt wird, auf dem Anti-Doping-Sektor zu agieren. Es sollte deutlich werden, dass wir alles Erdenkliche tun, um eine evidenzbasierte Sportmedizin in die Leistungssportbetreuung zu bringen und damit auch das Bollwerk gegen eine Ausweitung des Dopings sind. Damit könnten wir die Dopingdiskussionen in konstruktiver Weise begleiten und vielleicht am Ende gar gestärkt daraus hervorgehen.

Es ist höchste Zeit! Verlieren wir nicht weiteren Boden mit Aktivitäten an Stellen, die uns nicht weiterbringen (kommerzielle Interessen und Kongresse, Marketingmaßnahmen ohne Zielrichtung). Ohne den Facharzttitel wird der Bestand unseres Faches mittel- bis langfristig bedroht sein; ohne vernünftige wissenschaftliche Aktivität verlieren wir die Berechtigung, Ressourcen einzufordern, die wir dringend benötigen.

Meyer T, Mayer F

Quellen:

  1. Literatur Stellungnahme der Hochschullehrer der deutschen Sportmedizin und des Wissenschaftsrates der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Doping im Leistungssport in Westdeutschland. Dtsch Z Sportmed. 2011; 62: 343-344.