DZSM-MITTEILUNG

14.05.2023

Buchbesprechung: »Erste Hilfe in den Bergen«

Bewegung im alpinen Gelände erfreut sich stetig steigender Popularität. Auch wenn die meisten Betätigungsformen im Gebirge per se nicht risikoreich sind, ergibt sich allein schon wegen der immer größeren Anzahl an exponierten Personen eine Zunahme von Erkrankungen und Verletzungen im Gebirge. Da hier die Zeitdauer bis zum Eintreffen professioneller Hilfe immer deutlich länger ist als im städtischen Bereich, kommt der Erstversorgung durch Laien, insbesondere durch die Begleitpersonen des Patienten, eine entscheidende Bedeutung zu. Dies ist auch der Fokus des neu im Springer Verlag erschienenen Buches »Erste Hilfe in den Bergen – Unfälle beim Wandern, Bergsteigen und Klettern« von Tobias Huber, Josef Burger, Alexander Egger, Stefan Heschl, Markus Isser, Matthias Pimiskern, Roland Rauter und Joachim Schiefer. Die winterlichen Disziplinen am Berg werden dabei selbstverständlich mitbehandelt.

Dass alle Autoren ausgewiesene Praktiker der Bergrettung sind und sich in der Thematik exzellent auskennen, merkt man jedem Kapitel an. Das Buch ist logisch aufgebaut und stellt gleich zu Beginn heraus, dass der Notfall am Berg nicht nur ein rein medizinisches Problem ist: Für eine erfolgreiche Patientenversorgung und den Selbstschutz der Helfer ist eine taktische Herangehensweise mindestens genauso wichtig. Beurteilung der Umgebungsgefahren, Absetzen eines Notrufs zum Erhalt notwendiger professioneller Unterstützung, Hubschrauberrettung, Empfehlungen zur Ausrüstung etc. sind nur einige der behandelten Stichpunkte.

Nachdem sich das dritte Kapitel den lebensrettenden Sofortmaßnahmen widmet, wird die Thematik allgemeiner und gibt auch dem absoluten medizinischen Laien einen Einstieg in die Funktionen und die Anatomie des menschlichen Körpers. Dabei werden in allgemeinverständlicher Sprache typische Verletzungen und Erkrankungen mit Handlungsempfehlungen für die Ersthilfe verknüpft. Zudem gibt es eine Risikobewertung einzelner Bergsportdisziplinen sowie Empfehlungen zu Prävention, Training, Ernährung und Regeneration. Schließlich werden noch spezifische medizinische Szenarien aus dem Bergsport- und Outdoorbereich wie Lawinenverschüttung, Hängetrauma, Erfrierung und Unterkühlung, Höhenkrankheiten, Schlangenbisse, Schneeblindheit, Blitzschlag oder Hautblasen behandelt. Die Thematisierung des hohen Stresslevels bei Notfallsituation im Gebirge und Empfehlungen bei Notfällen mit Kindern runden diesen Teil des Buches ab. Im abschließenden Teil wird das im Gebirge sehr wichtige Thema von improvisierten Trage- und Schienungsmöglichkeiten sehr praxisnah mit vielen Bildern ausführlich behandelt.

Zusammenfassend handelt es sich um ein Buch, bei dem man permanent merkt, dass die Autoren tief im Thema verwurzelt sind. Es ist sehr gut verständlich geschrieben, so dass sich gerade nicht medizinisch vorgebildete Bergsteiger gut in das wichtige Thema der Ersten Hilfe am Berg einarbeiten können. Aber auch Personen mit medizinischem Hintergrund werden durch den speziellen bergmedizinischen Fokus sicherlich Neues in kompakter Form erfahren bzw. ein wertvolles Update auf den aktuellen Stand der Bergmedizin erhalten.

Buchcover: Erste Hilfe in den Bergen
Erste Hilfe in den Bergen: Unfälle und Notfälle beim Wandern, Bergsteigen und Klettern. Josef Burger, Alexander Egger, Stefan Heschl, Tobias Huber, Markus Isser, Matthias Pimiskern, Roland Rauter, Joachim Schiefer. Verlag: Springer (2021). Taschenbuch, 181 Seiten, 19,99€. ISBN: 978-3662624975 © Springer

■ Tannheimer M