DZSM-MITTEILUNG

20.02.2018

3 Fragen an Prof. Dr. Stefan Nehrer

Prof. Nehrer ist Orthopäde, Leiter des Regenerativen Zentrums an der Donauuniversität Krems und internationaler Spezialist für Gelenkknorpel. Seit Kurzem ist Prof. Nehrer Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der DZSM.

3 Fragen an Prof. Dr. Stefan Nehrer
Prof. Stefan Nehrer © Nehrer
1. Sie befassen sich mit Knorpelgewebe und den Mög­lichkeiten, das lange inert geglaubte Gewebe zu be­einflussen. Welche Fragestellungen sind Ihnen wichtig?

Der Knorpel ist das Schlüsselgewebe im Gelenk und steht dadurch im Zentrum der Gelenkfunktion in Alltag und Sport. Seine scheinbar einfache Struktur verleitet dazu, zu glauben, dass dieses Gewebe leicht wiederherstellbar sein müsste. Im Gegenteil hat der Knorpel aber eine sehr geringe intrinsische Heilungsfähigkeit und kann sich per naturam nicht regenerieren, sodass wir im Falle einer Verletzung mit einer permanenten Defektsituation dastehen. Speziell bei jungen Patienten oder Sportlern mit verletztem Gelenkknorpel stellt das ein großes Problem dar.

2. Welches Potenzial sehen Sie in der regenerativen Medizin?

Die regenerative Medizin stellt einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Struktur- und Funktionsschäden am Bewegungsapparat dar, da nicht mehr die Reparatur oder der Ersatz von Gelenkteilen im Vordergrund steht, sondern die Regeneration als restitutio ad integrum. Diese ist nur durch biotechnologische Verfahren unter Verwendung von Zellen, Biomaterialien und Regulatoren möglich. Denn nur die Koordination und Unterstützung der verschiedenen biologischen Heilungprozesse erlaubt eine vollständige Gewebewiederherstellung.

3. Welche Impulse können Sie der DZSM geben?

Die regenerative Medizin, besonders in der Verwendung von sogenannten Blutprodukten wie Platelet-rich Plasma oder Autologem Konditionierten Plasma bei Überlastungsschäden, spielt eine immer größere Rolle. Die Zellverfahren zur Wiederherstellung von Knorpel und Meniskus gewinnen zunehmend an Bedeutung, sodass Publikationen in diesem Bereich sicher Expertise brauchen, um die Relevanz und Evidenz abzuschätzen und auch Arbeiten und Wissensgewinn auf diesem Gebiet weiterzutreiben.

Hutterer C