Seite 3 / 3

Fortsetzung Triggerpunkttherapie: Den gordischen Knoten lösen?

Methoden der Triggerpunktbehandlung

Die Triggerpunktbehandlung basiert darauf, einen Triggerpunkt zu stimulieren und damit eine Reaktion auszulösen, in deren Folge sich die lokale Verhärtung auflöst/entspannt, die Selbstheilungskräfte aktiviert werden und die Schmerzen nachlassen. Welcher Mechanismus genau dahintersteckt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Die Reizung des Punktes verändert offenbar das biochemische Milieu dahingehend, dass die Konzentration entzündungsfördernder Substanzen verringert wird. Abhängig von der Dauer der Beschwerden ist auch die Behandlungsdauer. Bei akuten MTrP können eine bis wenige Behandlungen ausreichen; bei chronischen Beschwerden sind mehrere Behandlungen nötig. Die Stimulierung des Punktes kann erfolgen durch:

Bild Lokale Kompression am bein
Lokale Kompression (oft ischämische Kompression genannt): Mithilfe des Daumens oder eines Druckwerkzeugs wird der MTrP zehn bis 20 Sekunden gedrückt. Der Muskel sollte entspannt sein – bei Gegenspannung ist der Druck oft zu schmerzhaft.© karelnoppe/fotolia
Bild: Dry Needling am Bauch
Dry Needling: Beim Dry Needling wird eine Akupunkturnadel mehrfach in einen MTrP gestochen. Die lokale Zuckungsreaktion zeigt an, ob der Punkt getroffen ist. Studien zeigen eine effektive Schmerzreduktion für das Dry Needling.  © WavebreakMediaMicro/Fotolia
Bild Arzt verabreicht Spritze
Infiltrationsmethode: Hierbei wird ein Lokalanästhetikum in den MTrP gespritzt. Aller­dings ist für den Effekt offenbar vor allem die reflek­torische Zuckung beim Durchstechen des MTrP verantwortlich (wie beim Dry Needling) und weniger die Wirkung des Lokalanästhetikums. © eyetronic
Bild Stoßwellentherapie
Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT): Bei der ESWT werden entweder radiale Stoßwellen mit geringer Eindringtiefe für oberflächlich gelegene Triggerpunkte angewandt oder fokussierte Stoßwellen, die bei exaktem Fokussieren den MTrP auch in der Tiefe genau treffen. Dies ruft sowohl eine Wiedererkennung des Schmerzes hervor, als auch das charakteristische Ausstrahlen und seltener die lokale Zuckungsreaktion. Die fokussierte Stoßwellen­therapie zeigt in Studien sehr gute Erfolge. © Dan Race/fotolia

Das MTrP-Konzept in der Kritik

Aufgrund noch ausstehender Beweise und Evidenz folgern John Quinter und Kollegen, dass es myofasziale Triggerpunkte nicht gibt. Die per­sönlichen Erfahrungen von Ärzten, The­rapeuten und Patienten reichen ihnen schlicht nicht aus. Univ. Prof. Dr. med. Christoph Schmitz, Leiter des Anatomie-II-Lehrstuhls an der Ludwig-Maximilians-Universität, formulierte es in einem Artikel etwas zurückhaltender: »Vielmehr würde nach streng wissenschaftlichen Kriterien das gegenwärtige Urteil über die Ätiologie und Pathogenese von TrP/MFS sehr kurz ausfallen: Beides ist letztlich unbekannt! […] Sie [die Kritik von Quinter et al.] darf aber nicht zum Verwerfen des Konzepts TrP/MFS führen, sondern sollte als Herausforderung für einen neuen, ganzheitlich wissenschaftlichen Ansatz zur Beschäftigung mit dem Phänomen TrP/MFS verstanden werden.«

■ Hutterer C

Quellen:

  1. Boylesa R, Fowlera R, Ramseya D, Burrowsa E. Effectiveness of trigger point dry needling for multiple body regions: a systematic review. J Man Manip Ther. 2015; 23: 276-293. doi:10.1179/2042618615Y.0000000014

  2. Quintner JL, Bove GM, Cohen ML. A critical evaluation of the trigger point phenomenon. Rheumatology (Oxford). 2015; 54: 392-9. doi:10.1093/rheumatology/keu471

  3. Ramon S, Gleitz M, Hernandez L, Romero LD. Update on the efficacy of extracorporeal shockwave treatment for myofascial pain syndrome and fibromyalgia. Int J Surg. 2015; 24: 201-6. doi:10.1016/j.ijsu.2015.08.083

  4. Shah JP, Danoff JV, Desai MJ, Parikh S, Nakamura LY, Phillips TM, Gerber LH. Biochemicals associated with pain and inflammation are elevated in sites near to and remote from active myofascial trigger points. Arch Phys Med Rehabil. 2008; 89: 16-23. doi:10.1016/j.apmr.2007.10.018

  5. Schmitz C. Triggerpunkte. Neuer Ansatz in der Forschung? sportärztezeitung. 2016; 1: 14-21