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Stellungnahme der Kommission Kinder- und Jugendsport der DGSP zur Förderung eines aktiven Schulweges

Stellungnahme der Kommission Kinder- und Jugendsport der DGSP zur Förderung eines aktiven Schulweges
© simoneminth / fotolia

Es gibt einen breiten gesellschaftlichen Konsens über die Risiken für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, die ein passiver Lebensstil bedingt. 2011 haben Tremblay et al. (25) 232 Studien gesichtet, um Indikatoren für einen passiven Lebensstil von Schulkindern im Alter 5-17 Jahren zu ermitteln. Als Hauptfaktor wurde ein verstärkter Medienkonsum identifiziert. Überschreitet der Medienkonsum zwei Stunden pro Tag, konnte eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit, ein gesteigertes Risiko für Übergewicht, ein geringeres Selbstwertgefühl und reduzierte schulische Leistungen gefunden werden. Anhand dieser Untersuchung lassen sich aber keine evidenzbasierten Mindestanforderungen für den täglichen Bewegungsumfang ableiten. Diverse Fachgesellschaften orientieren sich an den Empfehlungen der WHO, diese empfiehlt für Kinder und Jugendliche täglich 60 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität bzw. das Zurücklegen von mindestens 12.000 Schritten pro Tag (29). Offen bleibt die Frage, wie dieses Ziel zu realisieren ist. Dazu hat ein deutscher Expertenkonsens detaillierte Vorschläge unterbreitet und in diesem Zusammenhang auch explizit einen aktiven Schulweg empfohlen (7). Untersuchungen aus den USA, Canada, Großbritannien, der Schweiz und Neuseeland haben gezeigt, dass seit den 60er Jahren immer weniger Kinder und Jugendliche ihren Schulweg aktiv, d.h. per Fahrrad oder zu Fuß, zurücklegen (15, 2, 23, 12). Auch wenn aus Deutschland keine diesbezüglichen Daten vorliegen, so ist doch zu vermuten, dass sich die Verhältnisse ähneln.

Reimers  und  Kollegen  (20)  konnten  anhand  der  Daten   aus   der   KIGGS   Studie   (Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert-Koch Instituts) zeigen, dass knapp 60% der 11 bis 17-Jährigen ihren Schulweg motorisiert zurücklegen (20). In der vorliegenden Übersicht werden die Effekte eines aktiven Schulwegs auf die Parameter körperliche Aktivität, kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit und Körperkomposition sowie die kognitive Leistungsfähigkeit dargestellt. Es folgt eine Vorstellung des Konzepts „The Walking School Bus“. Abschließend werden zukünftige Ziele formuliert.

Aktiver Schulweg und körperliche Aktivität

In verschiedenen Untersuchungen wurde mit Hilfe von objektiven Messinstrumenten (Akzelerometer oder Schrittzähler) die körperliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen mit aktivem und passivem Schulweg verglichen. Es zeigt sich übereinstimmend, dass Kinder, die ihren Schulweg aktiv zurück legen, etwa 20 Minuten mehr moderate bis intensive körperliche Aktivität pro Tag absolvieren, als die Kinder, die mit Bus oder Auto zur Schule gefahren werden (21, 3, 1, 26). Diese Ergebnisse werden auch in der Metaanalyse von Martin und Kollegen (13) bestätigt. Die Autoren folgern, dass ein aktiver Schulweg einen bedeutenden Einfluss auf die körperliche Aktivität der Schulkinder hat. Übereinstimmend zeigt sich, dass sich der Unterschied nur an den Schultagen auftritt. An den Wochenenden unterscheiden sich die Schulkinder, die ihren Schulweg aktiv bewältigen hinsichtlich ihrer Alltagsaktivität nicht von denen, die den Schulweg passiv zurücklegen. Es handelt sich also tatsächlich um zusätzliche Aktivität durch den Schulweg.

Aktiver Schulweg und kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit

Cooper et. al (3) untersuchten mehr als 900 dänische Kindern und Jugendliche. Dabei absolvierten alle Probanden zunächst eine Untersuchung auf dem Fahrrad-Ergometer bis zur Ausbelastung, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu quantifizieren. Mittels Fragebogen wurde die Transportart zur Schule eruiert. Dabei verfügten die fahrradfahrenden Schüler über eine signifikant höhere aerobe Leistungsfähigkeit als die Fußgänger und die mittels Auto beförderten Schüler. Zwischen den Fußgängern und passiv transportierten Schüler bestand kein signifikanter Unterschied. Die Autoren schlussfolgern, dass das Radfahren zur Schule die kardiovaskuläre Leistungsfähigkeit verbessert und damit das Risikoprofil für metabolische Erkrankungen reduzieren kann. In einer aktuellen Untersuchung von knapp 3000 kolumbianischen Schülern konnte gezeigt werden, dass sich das Radfahren zur Schule besonders positiv auf die die aerobe Leistungsfähigkeit von Mädchen auswirkt (19). 

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