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Fortsetzung Sportherz – auch ein starker Motor kann stottern

Sportkardiologisches Screening – Stärken und Schwächen

Generell ist bekannt, dass ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko besteht, während das Herz-Kreislauf-System beansprucht wird: Für einen Myokardinfarkt ist es während körperlicher Aktivität um das Zwei- bis Sechsfache höher als in Ruhe, für einen plötzlichen Herztod um das 17-Fache (5). Bei Athleten unter 35 Jahren ist die hypertrophe Kardiomyopathie eine der häufigsten Ursachen, und die Myokarditis trägt ebenfalls nicht unerheblich zu den Fallzahlen bei. Rückwirkend betrachtet zeigten viele Patienten mit überlebtem plötzlichem Herzstillstand oder plötzlichem Herztod Symptome oder Anzeichen, die hätten erkannt werden können.

Daher gibt es eine anhaltende Diskussion um Sinn, Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit eines sportkardiologischen Screenings. Unverzichtbar, sagen die einen und berufen sich auf die Einführung einer verpflichtenden Screeninguntersuchung bei Leistungssportlern in der Region Venetien in Italien. Dort konnte die Inzidenz des Herztods um 89 Prozent gesenkt werden, wobei die in dieser Region häufig vorkommenden Ionenkanalerkrankungen via EKG gut detektierbar sind. Wie effektiv das Screening daher an einem anderen Kollektiv wäre, kann nicht genau gesagt werden.

Screenings seien überflüssig, sagen andere und betonen den hohen wirtschaftlichen Aufwand, der notwendig wäre, um die 0,2 bis 0,7 Prozent der Betroffenen mit potenziell tödlichen Herzerkrankungen zu finden. Auch falsch positive Befunde, die unter anderem durch mangelnde Erfahrung eines Beurteilenden verursacht werden können und für Verunsicherung beim Athleten sorgen, werden als Argument angeführt. Dass hier Fortbildung helfen kann, haben NR Riding und JA Drezner in einer aktuellen Untersuchung gezeigt.

An einer Online-Schulung zur Interpretation von Sportler-EKGs nahmen mehr als 10 000 Mitarbeiter unterschiedlicher medizinischer Berufsgruppen teil – von Krankenschwestern bis Kardiologen. Zu Beginn des Kurses war das Wissen sehr unterschiedlich; Kardiologen schnitten mit 83 Prozent richtigen Beurteilungen am besten ab. Am Ende des Kurses hatten sich fast alle Berufsgruppen deutlich verbessert. Einige, wie beispielsweise Krankenschwestern und -pfleger in der Kardiologie, Sportmediziner und Notfallmediziner stellten dann sogar die Kardiologen in den Schatten (6).

Neben einem möglichen Screening der Athleten haben sich aber noch andere Methoden als hocheffektiv erwiesen. Wurden in einer Studie Trainer über das mögliche Auftreten und die Symptome eines Herz-Kreislauf-Stillstandes aufgeklärt und in Wiederbelebungsmaßnahmen geschult, überlebten 83 Prozent der Athleten. Befand sich an der Sportstätte ein automatischer Defibrillator, so stieg die Rate auf 89 Prozent (3), in einer anderen Studie sogar auf 93 Prozent (1).

Eine nicht zu unterschätzende Ursache für kardiovaskuläre Symptome und Befunde beim Sportler ist Doping bzw. Arzneimittelmissbrauch. Die klinischen Hinweise auf Medikamentenmissbrauch sollten nicht übersehen werden – auch und besonders beim ambitionierten Breitensportler.

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Aschieri D, Penela D, Pelizzoni V, Guerra F, Vermi AC, Rossi L, Torretta L, Losi G, Villani GQ, Capucci A. Outcomes after sudden cardiac arrest in sports centres with and without on-site external defibrillators. Heart. 2018; 104: 1344-1349. doi:10.1136/heartjnl-2017-312441

  2. Drezner JA, Ackerman MJ, Anderson J, Ashley E, Asplund CA, Baggish AL, Börjesson M, Cannon BC, Corrado D, DiFiori JP, Fischbach P, Froelicher V, Harmon KG, Heidbuchel H, Marek J, Owens DS, Paul S, Pelliccia A, Prutkin JM, Salerno JC, Schmied CM, Sharma S, Stein R, Vetter VL, Wilson MG. Electrocardiographic interpretation in athletes: the 'Seattle criteria'. Br J Sports Med. 2013; 47: 122-4. doi:10.1136/bjsports-2012-092067

  3. Drezner JA, Peterson DF, Siebert DM, Thomas LC, Lopez-Anderson M, Suchsland MZ, Harmon KG, Kucera KL. Survival After Exercise-Related Sudden Cardiac Arrest in Young Athletes: Can We Do Better? Sports Health. Sep 11, 2018. doi:10.1177/1941738118799084

  4. Hansel J, Burgstahler C, Nieß AM. Diagnostische und therapeutische Pfade bei Sportlern mit Verdacht auf Myokarditis – eine Registerstudie. Dtsch Z Sportmed. 2014; 65: 50-54. doi:10.5960/dzsm.2012.046

  5. Laszlo R, Scharhag J, Burgstahler C, Striegel H, Steinacker JM. Sportkardiologie. Überblick über relevante klinische Themen. Herz. 2018; 43: 53–60. doi:10.1007/s00059-016-4521-6

  6. Riding NR, Drezner JA. Performance of the BMJ learning training modules for ECG interpretation in athletes. Heart. 2018; 104(24): 2051–2057. doi:10.1136/heartjnl-2018-313066