Sport trotz akuter Gehirnerschütterung?

Sport trotz akuter Gehirnerschütterung?
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Athleten, die während des Sports eine Gehirnerschütterung erleiden, schickte man bislang zumeist auf die Bank oder sogar ins Bett. Über Jahrzehnte war Schonung bei diagnostizierten Commotio-Symptomen die Therapie erster Wahl. Erst in den letzten Jahren hat hier ein vorsichtiges Umdenken stattgefunden und die Ruhigstellung des verletzten Sportlers wurde etwas weniger streng gehandhabt – zumindest bei etwas länger zurückliegendem Ereignis. Noch unklar war, ob auch eine akute Commotio cerebri von frühzeitiger Bewegungs-Wiederaufnahme profitieren kann. Dass damit keine mit starker Erschütterung einhergehenden Sportarten wie Boxen, Trampolinspringen oder Rugby gemeint sind, versteht sich von selbst.

Nun hat eine randomisierte US-amerikanische Studie auch akute Gehirnerschütterungen ins Visier genommen, namentlich bei Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. Die Studie, an der 103 weibliche und männliche Athleten teilnahmen, sollte klären, inwieweit ein leichtes aerobes Training die Genesung von ganz „frischen“ Commotio-Symptomen vorantreiben kann.

Die Teilnehmenden wurden per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt. Bei keinem der jugendlichen Sportler lag die Gehirnerschütterung länger als zehn Tage zurück. Gruppe 1 trainierte täglich etwa 20 Minuten lang aerob – und zwar 20 Prozent unterhalb des Schwellenwerts, an welchem der Kopf zu schmerzen begann (dies war durchschnittlich bei einer Pulsfrequenz von 135–140 der Fall; wöchentliche Anpassungen folgten). Erlaubt waren Laufen oder Radfahren, je nach persönlicher Vorliebe im Freien oder auf einem Laufband bzw. Ergometer. Der zweiten Gruppe, die als Kontrollgruppe diente, war Bewegung lediglich als „Placebo“ in Form von Dehnübungen gestattet, bei denen die Herzfrequenz nicht in den aeroben Bereich anstieg. Die Jugendlichen trugen ihre absolvierte Bewegungseinheiten sowie aktuelle Commotio-Symptomatik täglich online ein. Interessant war der Zeitpunkt vollständiger Symptomlosigkeit, die auch in einer neurologischen Untersuchung bestätigt wurde.

Leichte aerobe Bewegungsformen erlaubt!

Das Ergebnis: In der aeroben Sportgruppe waren die jungen Patientinnen und Patienten bereits nach durchschnittlich 13 Tagen symptomlos, in der Stretching-Gruppe erst nach 17 Tagen. Nach 30 Tagen wiesen nur zwei Teilnehmer aus der aeroben Gruppe gegenüber sieben aus der Placebo-Gruppe verzögerte Heilungstendenzen auf. Die Studienergebnisse legen ein Umdenken bei der Ruheverordnung nach sportbedingten Commotio-Symptomen nahe. Leichte aerobe Bewegungsformen scheinen zumindest bei jugendlichen Athletinnen und Athleten die Genesung etwas zu verkürzen, solange sie unterhalb der Beschwerdeschwelle stattfinden.

■ Kura L

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Quellen:

  1. Leddy JJ, Haider MN, Ellis MJ, et al. Early Subthreshold Aerobic Exercise for Sport-Related Concussion: A Randomized Clinical Trial. JAMA Pediatr. 2019; 173(4): 319–325. doi:10.1001/jamapediatrics.2018.4397