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Fortsetzung Sport mit Babybauch – eine runde Sache

Neben einer moderaten aeroben Aktivität von etwa 30 Minuten an möglichst vielen Tagen der Woche wird moderates Krafttraining mit rumpfstabilisierenden Übungen empfohlen. Das dient der Vorbeugung von schwangerschaftsbedingten Rückenschmerzen und wirkt Gleichgewichts-Unsicherheiten entgegen. Abgeraten wird von Sportarten, die ein hohes Sturz- und Verletzungsrisiko bergen. Darunter fallen Kampf- und Kontakt­sportarten, Mountainbiken, Surfen, Reiten, Abfahrtsskilauf oder Flaschentauchen. Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft Sport getrieben haben, können die Aktivität meist beibehalten, wenn sie Intensität und Umfang entsprechend anpassen. Hier ist das Körpergefühl der Sportlerin ein entscheidendes Kriterium. Bei Leistungssportlerinnen hingegen besteht eher die Gefahr einer zu intensiven Belastung. Eventuell müssen konkrete Limitierungen ausgesprochen werden.

Sofern Kontraindikationen bestehen, ist es – außer wenn die in der dritten Spalte von Tabelle 1 genannten Erkrankungen vorliegen – nicht zwingend erforderlich, ein komplettes Sportverbot auszusprechen. Möglicherweise ist eine Anpassung der Bewegungsform, des Umfangs oder der Intensität ausreichend. »In der Tat gibt es eine Reihe von Gründen, weshalb in der Schwangerschaft von Sport abgeraten werden sollte«, erklärt PD Dr. Florian Ebner, Chefarzt der Frauenklinik am HELIOS Amper-Klinikum in Dachau. »Allerdings sollte die Schwangere mit ihrer sportlichen Vergangenheit und ihrem Berufsalltag nicht übergangen werden. Arzt und Patientin sollten einen informierten Konsens finden. Optimal ist der gesunde Mittelweg zwischen keinem Sport und Extremsport«, erklärt der Gynäkologe weiter.

Bild: PD Dr. Florian Ebner
PD Dr. Florian Ebner, Chefarzt der Frauenklinik am HELIOS Amper-Klinikum, Dachau © HELIOS Amper-Klinikum Dachau

Ärzte sind wichtige Multiplikatoren

In den Fachkreisen, also bei Gynäkologen und Hebammen, stoßen die neuen Untersuchungen und Empfehlungen auf großes Interesse, wie Dr. Nina Ferrari, Projektkoordinatorin am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sport­hochschule in Köln weiß. »Dennoch ist das Wissen noch nicht überall angekommen. Immer noch hören Schwangere von ihren Ärzten, dass sie sich besser schonen sollen. Das verunsichert die Frauen und führt dazu, dass die tägliche Aktivität noch weiter abnimmt«, erklärt sie.

Mehrere Untersuchungen zeigen, dass nur zwischen 15 und 20 Prozent der Schwangeren die Bewegungsempfehlungen umsetzen. Rund 80 Prozent werdende Mütter bewegen sich folglich zu wenig oder gar nicht. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Viele Frauen haben sich schon vor der Schwangerschaft zu wenig bewegt. Im ersten Schwangerschaftsdrittel kommt hinzu, dass sie besorgt sind, ob Sport dem Kind schaden könnte. Müdigkeit und/oder Übelkeit lassen das Aktivitätsniveau weiter sinken.

Dass typische unangenehme Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft wie beispielsweise Rückenschmerzen oder Wassereinlagerungen mit regelmäßiger Bewegung erst gar nicht in dem Umfang und der Schwere wie sonst verbreitet auftreten, wird häufig nicht bedacht und eventuell auch von Gynäkologen zu wenig betont. »Der Gynäkologe ist nach meiner Auffassung der Vermittler zwischen den Leitlinien und den Fragen und Wünschen der Patientin. Dabei wird er häufig den sicherheitsorientierten Partner darstellen. Ob sich die Patientin an die Empfehlungen der Ärzte hält oder nicht, ist zunächst zweitrangig. Wichtiger ist, dass sie ihrem Arzt dies nicht verheimlicht und bei Beschwerden oder Fragen ein offenes gynäkologisches Ohr findet«, betont Dr. Ebner.

Gleichzeitig ist die Schwangerschaft eine Phase, in der Frauen sehr motiviert sind, Empfehlungen und Ratschläge umzusetzen, um dem Baby einen guten und gesunden Start ins Leben zu ermöglichen. So zeigen Umfragen, dass sie sich mehr Informationen zu Bewegung in der Schwangerschaft wünschen würden. Fachkräfte wie Gynäkologen und Hebammen haben gute Einflussmöglichkeiten.

Bild: Dr. Nina Ferrari
Dr. Nina Ferrari, Projektkoordinatorin am Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule in Köln © Ferrari
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