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Fortsetzung Schreckgespenst Schambeinentzündung: Neue Wege in Diagnostik und Therapie

Schambeinentzündung: OP möglichst minimalinvasiv

Ist als Ursache eine Abrissfraktur identifiziert, steht die Frage der operativen Refixation im Raum. Um die bisher unumgängliche Negativeinwirkung auf umgebende Bandstrukturen einzuschränken, setzt man in Kaiserslautern inzwischen auf minimalinvasive Techniken. Anatomische Forschungen an Sehnenansätzen haben zu einem Operationskonzept geführt, das äußerst vielversprechende Erfolge liefert. Auch eine zugentlastende Adduktoren-Tenotomie, von der immerhin 60 Prozent der Patienten nach Abwägung der Alternativen profitieren, kann minimalinvasiv einzeln oder in Kombination mit einer Refixation erfolgen – ebenso wie die Kurettage entzündeten Gewebes, die aber nach der detaillierten Diagnose tatsächlicher Auslöser meist nicht mehr nötig ist.

Sogar die Entfernung eines degenerierten Diskus sowie die Arthrodese, also Versteifung einer irreversibel instabil gewordenen Symphyse, kann in Zukunft voraussichtlich ohne große Bauch-OP erfolgen (3). Der Vorteil dabei ist natürlich die maximale Schonung aller umgebenden Gewebe und damit eine deutlich schnellere Rehabilitation des Sportlers. Dr. Hopp: »Bei immerhin 60 bis 70 Prozent unserer Patienten stellen sich operierbare Läsionen heraus. Lieber gezielt auf das Ursprungstrauma hin – wenn es eines gibt – operieren und dann zügig zurück ins Training statt monatelang ruhigstellen!«

Schmerzreduktion, Stabilisation, See you soon

Natürlich ist eine Operation nicht immer notwendig, wie die vorgenannten Zahlen zeigen. Trotzdem sollte die initial verordnete Trainingskarenz nicht länger als eine Woche dauern. Danach sollte regelmäßig ein physiotherapeutisch angepasstes Set von Core Exercises im schmerzfreien bis -armen Bereich absolviert werden, um die Schambeinregion peripher zu stabilisieren und eine Inaktivitäts-Atrophie zu verhindern.

Solange es den Patienten nicht zu vorzeitiger übermäßiger Wiederbelastung verleitet, können außerdem Antiphlogistika aus der Gruppe der NSAR gegeben werden, eventuell begleitet von antiinfektiös wirkenden Enzympräparaten sowie fallbedingt Calcium, Vitamin D und Bisphosphonaten. Manche Sportärzte raten unterstützend zu Ultraschall-, Stoßwellen-, Elektro- oder Kryotherapie. Wie immer gilt aber natürlich: Prävention vor Intervention! Mit adäquatem Aufwärmen, individueller Verbesserung der sportlichen Technik, Adduktorendehnung, bedarfsgerechter Einlagenversorgung sowie konsequentem Aufbau- und Stabilisationstraining kann man mikro­traumaträchtigen Fehlbelastungen von vorneherein den Wind aus den Segeln nehmen.

Fazit: Der richtige Behandlungsweg kann bei einer Schambeinentzündung nur nach ausgesprochen detaillierter Diagnostik beschritten werden. Dann aber steht einer folgenlosen Ausheilung dieser Leistungssportler-Crux nichts entgegen.

■ Kura L

Quellen:

  1. Angoules AG. Osteitis pubis in elite athletes: Diagnostic and therapeutic approach. World J Orthop. 2015; 6: 672–679. doi: 10.5312/wjo.v6.i9.672

  2. Hopp S, Bambach S, Pohlemann T, Kelm J. Osteitis pubis. Dtsch Z Sportmed 2008; 4: 100-101

  3. Hopp S, Culemann U, Kelm J, Pohlemann T, Pizanis A. Osteitis pubis and adductor tendinopathy in athletes: a novel arthroscopic pubic symphysis curettage and adductor reattachment. Arch Orthop Trauma Surg 2013; 133: 1003-1009. doi: 10.1007/s00402-013-1777-7