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Fortsetzung Sauerstoff und Leistung

Seit ca. 50 Jahren versuchen Athleten aus dem Flachland, ihre Ausdauerleistung durch Höhentraining zu verbessern. Das ursprünglich angewandte Konzept „live high – train high“ wurde zunehmend modifiziert, indem das Leben in Hypoxie mit Trainingseinheiten unter Normoxie oder auch umgekehrt das Leben unter Normoxie mit hypoxischen Trainingseinheiten kombiniert wurde (7). Mittlerweile wird das Hypoxietraining nicht allein zur Verbesserung der Sauerstofftransportkapazität infolge einer Erhöhung der Erythropoieserate genutzt, sondern weitere zelluläre Anpassungen an den hypoxischen Reiz sollen auch die Leistung im Kraft- und Schnellkraft-Bereich verbessern. Seit ca. 6 Jahren wird in diesem Kontext das Konzept „repeated sprint training in hypoxia“ propagiert, dass u.a. auch dem Mannschaftssportler leistungssteigernde Effekte in Form verbesserter Sprintleistungen im Wettkampf bringen soll. In dem Beitrag vom Millet et al. aus Lausanne wird ein Überblick über den aktuellen Stand dieser Methode gegeben.

Ein Nachteil des Trainings unter Hypoxie ist die Reduktion der absoluten Trainingsintensität. Dies ist der Hintergrund, der zum Konzept des Trainings unter Hyperoxie führte. Die hierbei höhere Intensität und das höhere Trainingsvolumen könnten die muskulären Anpassungen noch effektiver gestalten. Die zugegebenermaßen noch recht spärlich vorliegenden Ergebnisse werden von Zinner und Sperlich einer Meta-Analyse unterzogen. Nach einem mehrwöchigen Hyperoxietraining können statistisch nachweisbare Leistungsverbesserungen unter normoxischen Testbedingungen aufgezeigt werden. Es scheint also so, dass dem Athleten eine weite Palette von Aufenthalts- und Trainingsmethoden in Umgebungen mit unterschiedlichsten Sauerstoffgehalten zur Verfügung steht, um eine Leistungsverbesserung zu erzielen. Welche Trainingsmethode am effektivsten ist und ob es individuelle Präferenzen gibt, kann noch nicht ausreichend konstatiert werden.

Wenn Leistungsverbesserungen durch die Veränderung der Umweltbedingungen erreicht werden können, besteht die Gefahr, dass die auf zellulärer und molekularer Ebene erfolgenden Regulationsmechanismen durch pharmakologische Substanzen imitiert werden. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Erythropoietin, das bei mangelnder Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff verstärkt endogen gebildet wird, aber auch als Dopingmittel missbraucht wird. Bevor Erythropoietin als Medikament verfügbar war, wurden anämische Zustände über mehr als drei Jahrzehnte mittels oraler Gaben von ionisiertem Kobalt behandelt, was allerdings mit schwersten Nebenwirkungen verbunden war (4).

Ähnlich wie unter hypoxischen Bedingungen stabilisiert Kobalt den Hypoxie-induzierbaren Faktor α (HIFα), was zu erhöhter endogener Produktion von Erythropoietin führt. Da die World Antidoping-Agency (WADA) vermutet, dass Kobalt aus diesem Grund zu Dopingzwecken missbraucht wird, wurde es im Jahr 2015 auf die Liste der verbotenen Substanzen gesetzt. Zurzeit ist Kobalt in vielen Nahrungsergänzungsmitteln, die als „Performance Booster“ angepriesen werden, enthalten, wobei es oft gar nicht oder auch falsch deklariert wird (10). In der vierten hier vorgestellten Arbeit beschreiben Schmidt et al. die erythropoietische Wirkung von gering dosiertem Kobalt und die Möglichkeit, einen Missbrauch zu detektieren. Ihre Forderung an die WADA ist, umgehend Grenzwerte für Kobalt im Urin und evtl. Blut festzulegen und systematische Tests durchzuführen.

Bild Walter Schmidt
Prof. Walter Schmidt, Leiter der Abteilung Sportmedizin/Sportphysiologie an der Universität Bayreuth © Schmidt
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