Seite 3 / 3

Fortsetzung Mentale Stärke im Leistungssport: Den Kopf und mit Köpfchen trainieren

Variabilität bringt Sicherheit

Doch wie soll dieses Training im Wettkampf helfen? Durch die ständige Variation und Alternativen bekommt der Sportler die Chance, Bewegungsmuster bzw. Bruchstücke einer Bewegung zu vergleichen und zu selektieren. Dadurch lernt er, wie er auf was angemessen reagieren muss. Wurden unterschiedlichste und für das Ausüben der Sportart untypische bzw. für einen Wettkampf unwahrscheinliche Erfahrungen gemacht, so verfügt er im »Ernstfall« über ein Handlungsrepertoire, das Sicherheit gibt.

Sowohl die klassischen Methoden der Sportpsychologie als auch die Übertragung wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Meditationsforschung können Sportlern helfen, psychische Stabilität und damit konstante körperliche Leistungsfähigkeit zu erlangen. Individuelle Vorlieben sind bei der Auswahl der Methoden ebenso zu berücksichtigen wie die Umsetzbarkeit im Trainingsalltag. Seit etwa Mitte der 1970er-Jahre hat das psychologische Training im Leistungssport an Bedeutung gewonnen; seit einigen Jahren verbreitet sich langsam auch das differenzielle Lernen.

Differenzielles Lernen – ein Beispiel

Zentrale Bestandteile:
• Lernen an Differenzen, es gibt kein Richtig oder Falsch

Beispiele für systematische Anhaltspunkte zur Vorgehensweise beim differenziellen Lernen
(nach Schöllhorn, 1999):
• Variieren von Anfangs- und Endbedingungen einer Bewegung (z.B. gebeugte/gestreckte Knie beim Gehen)
• Ändern der Merkmals­umfänge (z.B. längere/kürzere, schnelle/lang­same Schritte)
• Wechseln der Bewegungsverläufe in Dauer und Rhythmus (z.B. federndes oder schleichendes Gehen)

Diese drei Änderungsmöglichkeiten können praktisch für jedes große Gelenk und dort jeweils in folgenden Merkmalen angewendet werden:
• Gelenkwinkel
• Gelenkwinkel­geschwindigkeit
• Gelenkbeschleunigung

■ Hutterer C

Ähnliche Beiträge zum Thema finden Sie weiter unten!

Quellen:

  1. Hatze H., Motion Variability – its Definition, Quantification and Origin. Journal of Motor Behavior, 18 (1986), 5-16 Schöllhorn, 1998

  2. Bauer H., Schöllhorn W., Self-organizing maps for the analysis of complex movement patterns. Neural Processing Letters, 1997, 8(193-198)1998

  3. Hölzel B.K., Stress reduction correlates with structural changes in the amygdala. SCAN(2010) 5,11-17, doi:10.1093/scan/nsp034

  4. Mempel, Wegner, M. & Strang, Implicit vs. Explicit Motives and Aspects of Athletes‘ Practice. Journal of Sport & Exercise Psychology, 2010, 32(200-201)

  5. Henz, D., Leinberger, O. & Schöllhorn, W.I. (2014). EEG brain activation patterns in differential and mental differential soccer shooting training. In A. De Haan, C.J. De Ruiter & E. Tsolakidis (Eds.) Book of Abstract of the 19th Annual Congress of the European College of Sport Science – 2nd – 5th July 2014, Amsterdam. Utrecht: Digital Printing Partners.