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Fortsetzung Leitliniengerechtes Training bei Herzinsuffizienz in der Phase III Rehabilitation – Diskrepanz zwischen Evidenz und Praxis

Für die trainierenden Patienten mit Herzinsuffizienz ist neben einer – ebenfalls oft nicht flächendeckend verfügbaren – sportkardiologisch kompetenten ärztlichen Betreuung auch eine hohe sporttherapeutische Qualifikation des Übungsleiters notwendig, die durch Absolvierung der aktuellen Übungsleiterausbildung nicht hinreichend erreicht wird. Schließlich ist ein solches, wie beschrieben hoch individualisiertes Training bei einer Gruppengröße von theoretisch 20 Personen, wie aktuell in der Herzgruppe, nicht umsetzbar. Hier sind Kleingruppen notwendig, die allerdings aufgrund der aktuellen Vergütung von aktuell 8,00/8,50€ für die Übungsgruppen wiederum nicht finanzierbar sind.

Zusammenfassend besteht in Deutschland aktuell also die Situation, dass trotz der klaren Evidenz für einen positiven Effekt eines kombinierten Kraftausdauertrainings bei Herzinsuffizienz und eindeutigen Empfehlungen in den aktuellen Leitlinien ein für diese Patientengruppe adäquates Training aufgrund folgender Punkte nicht durchgeführt werden kann bzw. auch darf:

– Leistungsdiagnostik und sportkardiologische Betreuung: nicht flächendeckend verfügbar, unzureichende bis keine Vergütung der erbrachten Leistungen durch den Kostenträger

– Unzureichende Übungsleiterqualifikation

– Aktuelle Rahmenvereinbarung über den Rehabilitationssport und das Funktionstraining schließt Großgerätetraining aus

– Nichtfinanzierbarkeit der Gruppen mit der aktuellen Vergütung aufgrund der Notwendigkeit von Kleingruppen für ein hoch individualisiertes Training.

Für eine adäquate Umsetzung ist daher zu fordern, dass Kostenträger und Fachverbände zeitnah gemeinsame Konzepte entwickeln, damit Patienten mit Herzinsuffizienz in Deutschland nicht weiterhin ein derart wichtiger Baustein einer leitliniengerechten Therapie vorenthalten wird.

■ Laszlo R, Wehr G, Steinacker JM

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Quellen:

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  7. Pottgießer T, Bode C, Röcker K. Leistungsbegrenzung und Trainingstherapie bei chronischer Herzinsuffizienz. Dtsch Z Sportmed. 2014; 65: 85-92. doi:10.5960/dzsm.2014.123