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Fortsetzung Krank trotz schlank? Wann die inneren Werte mehr aussagen als die Waage

Die Schlüsselfaktoren: Ernährung und Bewegung

Weisen die Blutwerte also auf ein erhöhtes Risiko oder eine beginnende metabolische Entgleisung hin, so steht an erster Stelle eine Umstellung der Ernährung und eine Erhöhung der körperlichen Aktivität. Erste und einfache Maßnahmen betreffen die Reduktion typischer Dickmacher (Süßigkeiten, Chips usw.), aber auch von Fruchtsäften und zu viel Obst, denn die Fruktose trägt stark zur Bildung einer Fettleber bei. »Die beste Ernährungsform, die wir Betroffenen empfehlen, ist eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Nüssen, Fisch, Olivenöl und gesunden Fetten. Die Reduktion von Weißmehlprodukten in der Ernährung trägt dazu bei, die Neufettbildung aus Kohlenhydraten zu verringern«, erklärt der Diabetologe.

Vor pauschalen Angaben zur Ernährungsumstellung liegt aber im besten Fall eine ausführliche Ernährungsanamnese: »Wir müssen wissen, wie die Ernährung einer Person zusammengesetzt ist, um individuelle Empfehlungen zur Anpassung auszusprechen«, erklärt Prof. Flechtner-­Mors, denn »bei gleichem Gewicht tragen Menschen ganz unterschiedlich große Gesundheitsrisiken«. Die so genannten TOFIs (Thin Outside, Fat Inside) können trotz ihres im Normalbereich liegenden BMIs durch eine geänderte Ernährung und Sport Fettmasse und damit Gewicht verlieren, wenngleich die Gewichtsreduktion nicht wie bei Übergewichtigen im Vordergrund steht. Nach drei bis maximal sechs Monaten sollte kontrolliert werden, ob die Zielwerte erreicht wurden. Zumindest eine deutliche Besserung sollte sichtbar sein, um ein »Weiter so!« oder eine weitere Modifikation des Lebensstils zu rechtfertigen. Ansonsten muss auch bei Schlanken mit entsprechenden Medikamenten gearbeitet werden.

Bild Marion Flechtner-Mors
Prof. Dr. Marion Flechtner-Mors, Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin am Universitätsklinikum Ulm © Flechtner-Mors M.

Die positiven Effekte von Sport auf den Stoffwechsel und den gesamten Körper sind weithin bekannt. Um die Manifestierung einer Stoffwechselerkrankung zu verhindern oder um mehrere Jahre zu verzögern, sind eine Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität die Mittel der Wahl. Um den Betroffenen die Vorgaben zu mehr körperlicher Bewegung möglichst konkret an die Hand zu geben, eignet sich das »Rezept für Bewegung«. Schlanke Patienten sollten wissen, dass bei ihnen keinesfalls die Gewichtsabnahme im Vordergrund steht. Der maßgebliche Effekt sind Verbesserungen der Blutparameter. »Es wäre wichtig, dass die Erkenntnisse im praktischen Alltag der Ärzte zügig Anwendung finden. Natürlich ist die Behandlung dicker Menschen weiterhin wichtig, doch auch Schlanke haben ein Recht auf eine gute medizinische Betreuung und Behandlung«, betont Prof. Stefan.

Grenzwerte für die BMI-unabhängige Bewertung metabolischer Gesundheit

• Blutdruck: ≥ 130 mmHG systolisch oder ≥ 85 mmHg diastolisch
• Blutzucker (nüchtern): ≥ 100 mg/dl bzw. 5,6 mmol/l
• Triglyzeride: > 150 mg/dl
• HDL-Cholesterin: ≤ 40 mg/dl (Männer) bzw. ≤ 48 mg/dl (Frauen)

Mit einem abweichenden Parameter gilt der Betroffene noch als metabolisch gesund, ab dem zweiten Parameter liegt eine Stoffwechselstörung vor.

■ Hutterer C

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Quellen:

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  2. Fehlert E, Wagner R, Ketterer C, Böhm A, Machann J, Fritsche L, Machicao F, Schick F, Staiger H, Stefan N, Häring HU, Fritsche A, Heni M. Genetic determination of body fat distribution and the attributive influence on metabolism. Obesity (Silver Spring). 2017; 25: 1277-1283. doi:10.1002/oby.21874

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  6. Hocking SL, Chisholm DJ, James DE. Studies of regional adipose transplantation reveal a unique and beneficial interaction between subcutaneous adipose tissue and the intra-abdominal compartment. Diabetologia. 2008; 51: 900-902. doi:10.1007/s00125-008-0969-0

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