DZSM-MITTEILUNG

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Fortsetzung Pro & Contra: Krankenkassen – Bonussystem für Gesundheitsbewusste?

Univ.-Prof. Dr. Günter Neubauer: Contra Bonussystem für Gesundheitsbewusste

Im Gesundheitswesen sind sich alle einig, dass das wichtigste Ziel sein muss, die Gesundheit zu fördern. Nicht nur das persönliche Wohlergehen des Einzelnen ist dafür die treibende Kraft, sondern auch wirtschaftliche Aspekte. Doch über das richtige Instrument für die Gesundheitsförderung gibt es unterschiedliche Ansichten. Besonders in der privaten (PKV) und der gesetzlichen (GKV) Krankenversicherung sind die Voraussetzungen diametral verschieden. Private Versicherer teilen die Versicherten in Risikogruppen ein und möchten diese Risiken adäquat in ihren Prämien abbilden. Die gesetzlichen Krankenkassen basieren auf dem Solidarprinzip und möchten/dürfen dies nicht.

Bei Bonus-Malus-Systemen wird der (mutmaßlich) Gesunde belohnt (vergünstigte Beiträge, Prämien), der Kranke belastet. Während dieses System in der PKV aufgrund der Risikokalkulation eingesetzt werden kann und darf, wird der dadurch entstehende Risikobezug der Versicherungsbeiträge in der GKV nicht gewünscht.

Für die GKV muss es das Ziel sein, ein System zu entwickeln, das Risikopatienten dazu motiviert, sich gesünder zu verhalten. Zu belohnen wäre eher, wenn Übergewichtige Gewicht reduzieren, als wenn Gesunde zehn Kilometer laufen. Bonus-Malus-Systeme, das ist bekannt, sind jedoch nur bedingt dazu geeignet, die Risikopatienten zu erreichen. Vielmehr bergen solche Systeme die Gefahr, den Zweck der GKV auszuhöhlen, statt ihn zu fördern: Risikopatienten oder Kranke werden mit höheren Beiträgen oder dem Fehlen von Vergünstigungen belastet, während gerade diese Gruppe spezielle Förderung und Anreize bräuchte. Die Kostenlast wird folglich zu Ungunsten der Kranken verlagert.

Wünschenswert wäre jedoch ein System, das auch bei Risikopatienten wirksam ist und damit das Potenzial hat, die Kosten im System zu senken.

Bild Günter Neubauer
Univ.-Prof. Dr. Günter Neubauer, Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), München © Neubauer

 

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