DZSM-MITTEILUNG

Seite 2 / 4

Fortsetzung Die drei Säulen der Sportmedizin und ein Blick in die Zukunft

Die fachliche Herausforderung besteht auch darin, körperliche Aktivität zum Gesundheitsnutzen positiv zur messbaren Entfaltung zu bringen. Die diversen Zielgruppen müssen zur tatsächlichen und lebenslang regelmäßen Sportausübung veranlasst werden. So selbstverständlich und einfach dies vordergründig erscheinen mag, so stellt dies in der Realität eine anspruchsvolle Aufgabe dar: Die Einnahme von Medikamenten oder das in diesem Zusammenhang vielbeschworene Zähneputzen sind im persönlichen Aufwand absolut nicht mit einem täglichen Dauerlauf vergleichbar. Um sinnvolle Bewegungsinterventionen zu verstetigen, müssen Frustrationen durch fehlerhafte, inadäquate Belastungen vermieden und positive Konditionierungsstrategien entwickelt werden. Dies gelingt der Sportmedizin einerseits durch die wissenschaftliche Aufklärung und Beschreibung biologischer Wirkungsmechanismen und auch durch die Optimierung, Steuerung und Dokumentation des Umfangs und der Intensität von Bewegungsangeboten und sportlichen Trainingseinheiten für Gesunde oder Kranke. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Beziehung zwischen Dosis und nachfolgender Wirkung. Welche Dosis an körperlicher Beanspruchung bewirkt welchen Anpassungseffekt? Womit wir bei unserem dritten großen Arbeitsfeld angelangt wären: der Leistungsphysiologie und Leistungsdiagnostik.

Vor vielen Jahren war es zuerst die Methode der Atemgasanalyse bei Belastung, die Spiroergometrie, inspiriert auch durch wissenschaftliche Arbeiten aus Deutschland, England und Skandinavien (1, 2, 6), durch welche die belastungsinduzierte Bereitstellung metabolische Energie dargestellt und eine Quantifizierung der persönlichen Beanspruchung bei dynamischer körperlicher Aktivität ermöglicht wurde. Deutschsprachige Sportmediziner waren seinerzeit in der vordersten Reihe an der Erarbeitung der heute noch gebräuchlichen Begrifflichkeit der „Anaeroben Schwelle“ beteiligt (5, 7, 11). Ein grandioser Fortschritt wurde durch die Weiterentwicklung der damals noch recht komplizierten und teuren Messung der Blutlaktatkonzentration bei Belastung erzielt (8). Durch die Gewinnung kleiner Mengen an Kapillarblut konnten nun erstmals ohne den hohen methodischen Aufwand einer Spiroergometrie die Verhältnisse des Energiestoffwechsels im menschlichen Körper unmittelbar während körperlicher Belastung bewertet werden. Allein durch die Entwicklung der Laktatmethodik und der sportmedizinischen Leistungsdiagnostik wurde ein Arbeitsfeld erschlossen, welches innerhalb der Sportmedizin über viele Jahre die Bedeutung und das Interesse an der Leistungsphysiologie dominiert hat.

Rückblickend wurde das praktische Interesse an der Leistungsdiagnostik auch durch die spezielle Anwendung im Spitzensport motiviert, angetrieben durch die damalige geopolitische Blockkonstellation. Die Zahl der Goldmedaillen bei sportlichen Großereignissen war ja zu jener Zeit eher noch Staatsraison als kommerzielles Interesse. An manchen Orten und zu mancher Zeit wurde bekanntermaßen jedes erdenkliche Mittel eingesetzt (und auch eingefordert) um das Ziel einer möglichen sportlichen Vorherrschaft zu erreichen. Teilweise waren dies auch unethische und kriminelle Methoden wie Doping, andererseits hat damals natürlich auch die Leistungsdiagnostik vom hohen staatlichen Interesse am Leistungssport stark profitiert. Die wissenschaftliche Leistungsdiagnostik in Händen der Sportmedizin wurde als willkommenes Instrument zur Optimierung von Trainingseffekten, zur Dokumentation und trainingswissenschaftlichen Begleitung des Hochleistungssports mit Ausdauerkomponente staatlich gefördert. Entsprechend ermöglicht die Intensität der damaligen Forschung und Entwicklung hervorragende Anwendungsmöglichkeiten auch in der heutigen Zeit, auch außerhalb des Hochleistungssports.