Doping und die vielfältigen Wirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem

Doping und die vielfältigen Wirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem
© Markus Mainka / fotolia

Eine nicht zu unterschätzende Ursache für kardiovaskuläre Symptome und Befunde ist Doping bzw. Arzneimittelmissbrauch. Im Spitzensport ist Doping ein wichtiges Thema, doch zahlenmäßig ist der Missbrauch im Breitensport relevanter (1). So fanden anonyme Fragebogenuntersuchungen unter Besuchern von Fitnessstudios eine Häufigkeit von 10 bis 20 Prozent, bei Bodybuildern sogar bis zu 60 Prozent, die Medikamente zum Zweck der Leistungssteigerung missbrauchen.

Tabelle: Kardiale Nebenwirkungen von Dopingmittel
Tabelle 1: Kardiale Nebenwirkungen, adaptiert aus (1). LVH: linksventrikuläre Hypertrophie; KHK: Koronare Herzkrankheit; MI: Myokardinfarkt; HF: Herzinsuffizienz; SCD: plötzlicher Herztod (»sudden cardiac death«) © DZSM 2019

Die meisten Substanzen, die auf der WADA-Dopingliste stehen, beeinflussen das Herz-Kreislauf-System auf die eine oder andere Weise. »Es gibt eine Reihe von klinischen Hinweisen auf Dopingmissbrauch«, erklärt Prof. Dr. Roman Laszlo, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Sportkardiologie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. »Dazu gehören die vom Patienten beschriebenen Symptome, Auffälligkeiten bei der klinischen Untersuchung, etwa eine Hypertrophie des linken Ventrikels in Verbindung mit einer diastolischen Funktionsstörung, Rhythmusstörungen, Störungen der Pumpfunktion und andere. Es sind einzelne Puzzleteile, die in der Zusammenschau die Vermutung des Medikamentenmissbrauchs verdichten können.« Die Einnahme von Steroiden beeinflusst beispielsweise den Cholesterinspiegel – der HDL-Wert sinkt um 39 bis 70 Prozent, das LDL-Cholesterin steigt an.

Dabei sind die verwendeten Substanzen im Breiten- und Spitzensport dieselben: allen voran anabol androgene Steroide, gefolgt von Stimulanzien. Teilweise scheinen die Nebenwirkungen der Medikamenten­einnahme reversibel zu sein; eine Herzmuskelverdickung, die durch Steroideinnahme hervorgerufen wurde, ist es jedoch unter Umständen nicht. »Man muss den Athleten direkt sagen, dass ihre Symptome möglicherweise durch einen Substanzmissbrauch zu erklären sind. Es ist auch wichtig, unmissverständlich die gesundheitlichen Risiken darzulegen und von ärztlicher Seite den Medikamentenmissbrauch abzulehnen«, erklärt Prof. Laszlo.

Bedenklich ist, dass der Substanzmissbrauch bereits in der Jugend beginnt. Einer Studie der Deutschen Sporthochschule aus dem Jahr 2006 zufolge hatten sieben Prozent der Jugendlichen im Jahr vor der Befragung Anabolika eingenommen.

Auch die Beschaffung der Substanzen ist durch die unkomplizierten Einkaufsmöglichkeiten im Internet deutlich erleichtert worden. »Teilweise nehmen die Athleten Dosen ein, die an sich schon sehr gefährlich sind. Dazu kommt die Unsicherheit über die Herkunft. Häufig weiß man nicht genau, was an Wirkstoffen und Verunreinigungen alles enthalten ist. Das macht es nochmal schwieriger, das Risiko für den Athleten einzuschätzen oder Symptome zuzuordnen«, erklärt Prof. Laszlo.

Bild Roman Laszlo
Prof. Dr. Roman Laszlo, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, Stuttgart © Laszlo

■ Hutterer C

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Quellen:

  1. Wonisch M, Pokan R. Doping und Herz: Was der Facharzt wissen muss. J Kardiol. 2014; 21: 139-143.