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Fortsetzung Diabetes Typ 1 und 2 – Zuckersüß und sportlich aktiv

Frühzeitige Intervention braucht frühzeitige Erkennung

Der körperlichen Aktivität kommt jedoch nicht nur therapeutisch eine wichtige Bedeutung zu. Präventiv kann durch so genannte Lebensstil-Interventionen – vor allem eine langfristige Umstellung der Ernährung und regelmäßige Bewegung – die Entstehung eines Diabetes um viele Jahre verzögert oder sogar ganz vermieden werden. Grundsätzlich sollte sich natürlich jeder Mensch ausreichend bewegen, doch bei entsprechender genetischer Veranlagung und/oder Übergewicht/Adipositas sowie verminderter Glukosetoleranz kann eine rechtzeitig etablierte Änderung des Bewegungsverhaltens noch wirksamer sein. Der derzeit gängige Goldstandard zur Feststellung einer IGT als Vorläufer des Diabetes oder frühen Stadien von Typ-2-Diabetes ist der orale Glukosetoleranztest (OGTT). Dieser Test kostet Zeit, ist mit hohem personellem Aufwand verbunden und daher teuer.

Prof. Dr. Jerzy Adamski, Biochemiker und Leiter des Genomanalysezentrums (GAC) am Helmholtz Zentrum München, hat in Zusammenarbeit mit vielen Wissenschaftlern mithilfe eines Metabolomics-Ansatzes an Tausenden von Proben aus der KORA- (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) und der EPIC-Potsdam-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) drei Biomarker identifiziert, die sich in Patienten mit IGT, verglichen mit Patienten mit normaler Glukosetoleranz, unterscheiden. Bei Metabolomics-Ansätzen wird die Gesamtheit der Stoffwechselprodukte zur Analyse herangezogen.

»Diese drei Biomarker unterscheiden sich von den bekannten Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes wie z. B. Alter, Geschlecht, BMI, systolischer Blutdruck, HDL-Cholesterin, HbA1c, Nüchternglukose und Nüchterninsulin. Wir konnten zeigen, dass niedrige Ausgangswerte von zweien der Marker, Glycin und LPC, das Risiko für gestörte Glukosetoleranz und Typ-2-Diabetes vorhersagen«, erklärt der Wissenschaftler. »Die Kombination dieser Biomarker hat aus unserer Sicht das Potenzial, die Diagnostik von prädiabetischen Zuständen signifikant zu verbessern.« Das Ziel von Prof. Adamski ist nun, die diagnostische Relevanz der Methode in einer klinischen Studie zu zeigen und ein Testkit zu entwickeln, das im großen Maßstab für die Analyse von Blutproben verwendet werden kann. Die Chance eines solchen Tests liegt auf der Hand: Wenn über eine einfache Blutprobe bereits vor der Entwicklung einer IGT das Risiko dafür bekannt ist, könnte eine frühzeitige Anpassung des Lebensstils die Entstehung von Diabetes wahrscheinlich in einer Vielzahl der Fälle verhindern.

Bild Jerzy Adamski
Prof. Dr. Jerzy Adamski, Leiter des Genomanalysezentrums (GAC) am Helmholtz Zentrum München © Adamski
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