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Fortsetzung Das Läuferknie: Tractus iliotibialis und seine Tücken

Compliance ist das A und O

Obwohl grundsätzliche Fragen nicht befriedigend beantwortet werden können, heilt die Mehrzahl der Fälle innerhalb von drei Monaten mit konsequenter konservativer Behandlung aus. Das Wichtigste dabei ist laut Dr. Cassel, dass die Compliance stimmen muss. Auch bei Beschwerden an der Hüfte ist die konservative Therapie in etwa neun von zehn Fällen, Compliance vorausgesetzt, erfolgreich, wie Prof. Holger Schmitt von der ATOS-Klinik in Heidelberg weiß. Eine erfolgreiche konservative Therapie benötigt aufgrund der Biologie der Sehnen, Faszien und Bänder mindestens acht, eher 12 Wochen zur Heilung. Das sollte ein Patient von Beginn an wissen, um nicht zu früh mit zu hoher Belastung zu beginnen.

Therapien: Evidenz gering, Erfolg gut

Während der Therapie ist das Vermeiden der schmerzauslösenden Belastungen essenziell. Ist der Zustand so akut, dass die Schmerzen nicht nur beim Laufen, sondern auch anschließend beim Gehen auftreten, können NSAR oder Antiphlogistika so lange eingesetzt werden, bis die Schmerzen bei Alltagsbelastungen abgeklungen sind. Studien zeigen in der ersten Behandlungsphase gute Erfolge mit einer Kombination aus antiinflammatorischen und analgetischen Präparaten (4), während Querfriktionen offenbar kaum zusätzliche günstige Effekte haben (3). Physiotherapeutische Maßnahmen wie Querfriktionen, Eis (zur Schmerzlinderung) und/oder Wärme (zur Durchblutungsförderung) sind dennoch üblich. »Gute Evidenz gibt es dafür nicht«, erklärt Cassel, »aber man versucht damit, gegen den Schmerz zu arbeiten und die strukturelle Reizung positiv zu beeinflussen.« Dehnungen des ITB sowie der verschiedenen Anteile der Glutealmuskulatur wirken unterstützend.

Bild Holger Schmitt
Prof. Holger Schmitt, ATOS-Klinik in Heidelberg © Schmitt

Um ein längeres Aussetzen der sportlichen Aktivität zu vermeiden, kann versucht werden, die Belastung über alternative Bewegungsformen wie beispielsweise Aquajogging aufrecht zu erhalten. Wird nach einigen Wochen wieder mit dem Laufen begonnen, so muss immer unterhalb der Schmerzgrenze geblieben werden. Traten die Beschwerden nach 25 Minuten Joggen auf, so beginnt man mit Laufeinheiten von 15 bis 20 Minuten und steigert wöchentlich um einige Minuten.

Sensomotorische Defizite erkennen und ausgleichen

Umstritten ist zwar, wie erwähnt, ob und welche Rolle den (zu schwachen) Hüftabduktoren zukommt, doch spätestens, wenn der Sportler mit dem oben beschriebenen Weg nicht schmerzfrei wird, können Krafttests oder eine detaillierte Gang- und Laufanalyse hilfreich sein, um mögliche Schwächen oder Unausgewogenheiten zu erkennen. Eingebettet in ein multimodales Therapiekonzept, sollten die meisten Patienten mit sensomotorischen und kräftigenden Übungen der Rumpf- und Glutealmuskulatur, der Muskulatur der unteren Kette sowie spezifischem Beinachsentraining innerhalb von sechs bis 12 Wochen schmerzfrei werden. Parallel dazu sollten, wenn nicht bereits geschehen, auslösende Faktoren wie etwa neue/andere Schuhe reduziert werden.

Spätestens nach 12 Wochen ohne signifikante Besserung sollte nach möglichen anderen oder weiteren Ursachen für die Schmerzen gesucht werden. »Eigentlich ist dieser Zeitraum ausreichend, um den Großteil der Patienten schmerzfrei zu bekommen und den Einstieg in den Sport wieder zu ermöglichen. Wenn allerdings zwischendurch immer wieder in den Schmerz hineintrainiert wird, verzögert sich der Schmerzprozess deutlich«, betont Dr. Cassel.

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