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Problemzone Beckenboden: Inkontinenz bei Sportlerinnen

Problemzone Beckenboden: Inkontinenz bei Sportlerinnen
© snaptitude / Adobe Stock

Den unfreiwilligen Verlust von Urin schreibt man gemeinhin älteren Frauen zu, besonders nach der Menopause. Auch dass Schwangere oder Frauen nach einer vaginalen Entbindung vorübergehend darunter leiden können, haben viele schon gehört – oder am eigenen Leib erfahren. Urin-Inkontinenz im Sport wird hingegen kaum thematisiert, obwohl sie ein weit verbreitetes Problem ist.

Die Prävalenz liegt in der weiblichen Allgemeinbevölkerung von 15 bis 64 Jahren zwischen etwa zehn Prozent bei jüngeren und 40 Prozent bei älteren Frauen. Leistungssportlerinnen sind mit 36 Prozent überdurchschnittlich oft von Inkontinenz betroffen, wobei die Häufigkeit mit der Art der Sportart variiert.

In Low-Impact-Sportarten wie Golf, Radfahren oder Schwimmen ist nur etwa jede 20. Athletin betroffen, in High-Impact-Disziplinen wie Ballsport, Turnen, Ballett, Gewichtheben und im Trampolinsport jede achte bis zehnte (3). Das Risiko für eine Urin-Inkontinenz ist somit bei Leistungssportlerinnen um 177 Prozent höher als in der Normalbevölkerung – und das, obwohl sie doch rundum bestens trainiert sind. »Das tägliche Training einer Gewichtheberin bedeutet für den Beckenboden eine Belastung wie bei einer Geburt«, erklärt Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Fachärztin für Urologie und Direktorin des Kontinenzzentrums am Schwarzwald-Baar Klinikum. Da Urin-Inkontinenz die Lebensqualität einschränkt und sich ungünstig auf das soziale und mentale Wohlbefinden sowie die Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen auswirkt (4), sollte diesem Thema deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, als es bislang der Fall ist.

Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Fach­ärztin für Urologie und Direktorin des Kontinenzzentrums am Schwarzwald-Baar Klinikum
Prof. Dr. Daniela Schultz-Lampel, Fach­ärztin für Urologie und Direktorin des Kontinenzzentrums am Schwarzwald-Baar Klinikum © Schultz-Lampel
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