Klinische Sportmedizin
ORIGINALIA
Intervallsprinttraining im Grundschulalter

Intervallsprinttraining verbessert die aerobe Ausdauer im Grundschulalter

Interval Training Increases Aerobic Capacity in Primary School Children

ZUSAMMENFASSUNG

Problemstellung: Das Ziel der Studie bestand darin, die Effekte eines spielerisch ausgerichteten Ausdauertrainings nach der intensiven Intervallsprintmethode mit jenen eines Trainings nach der extensiven (variablen) Dauermethode auf die aerobe Ausdauer, Sprintschnelligkeit und Körperkomposition sowie Belastungsverträglichkeit und Akzeptanz von Kindern im Grundschulalter zu vergleichen.
Methoden: Während eines zehnwöchigen Interventionszeitraums wurden im Rahmen eines 3-Gruppen-Untersuchungsdesigns mit 42 Kindern (9,5±1,1 Jahre) der Einfluss eines intensiven Intervallsprinttraining (INT) mit jenen eines Training nach der extensiven (variablen) Dauermethode (DM) im Vergleich zu einer nichttrainierenden Kontrollgruppe (KON) untersucht. Jeder Teilnehmer absolvierte eine pädiatrische Untersuchung sowie eine Eingangs- und Ausgangsdiagnostik zur Bestimmung von Anthropometrie, aerober Leistungsfähigkeit (u.a. maximaler Sauerstoffaufnahme (VO2peak)) und Sprintschnelligkeit.
Ergebnisse: Während INT lagen die Blutlaktatkonzentrationen signifikant höher und die Herzfrequenzen signifikant niedriger als während DM. Die Akzeptanz von INT war signifikant höher als von DM. VO2peak verbesserte sich signifikant um 20% nach INT bzw. 19% nach DM, nicht jedoch in KON (4%). Das Körpergewicht nahm durch INT (3,5%) und DM (3,1%) signifikant weniger zu als in KON (6,5%), der BMI erhöhte sich lediglich in KON (5,6%) (p<0,05).
Diskussion: Über eine Anhebung der Trainingsintensität bei gleichzeitiger Verkürzung der Trainingsdauer um 40% gegenüber der Dauermethode konnte trotz Verzicht einer individuellen Intensitätssteuerung durch ein spielerisch gestaltetes Ausdauertraining nach der intensiven Intervallsprintmethode bei hoher Compliance eine gleichwertige Verbesserung der aeroben Fitness realisiert werden. Zeitersparnis und Akzeptanz eröffnen neue Möglichkeiten eines fitness- und gesundheitsorientierten Ausdauertrainings für den Schulsport.

SCHLÜSSELWÖRTER:
Dauermethode, Herzfrequenz, Kinder, Laktat, VO2peak

SUMMARY

Introduction: The aim of the present study was to compare the effects of intensive interval sprint training and continuous endurance training integrated as play on aerobic fitness, sprint performance and body composition as well as exercise tolerance and acceptance in primary school children.
Methods: The effects of intensive interval training (INT) and continuous endurance training (DM) compared to a non-training control group (KON) were examined during a 10-week intervention in 42 children (9.5±1.1 yrs). Each participant completed a paediatric examination as well as pre- and post-diagnostics to determine anthropometry, aerobic fitness (e.g. maximum oxygen uptake (VO2peak)) and sprint performance.
Results: Blood lactate concentrations were significantly higher and heart rates significantly lower during INT compared to DM. Acceptance was significantly higher in INT compared to DM. VO2peakwas significantly improved after INT (20%) and DM (19%), but not in KON (4%). Body mass showed a significantly lower increase after INT (3.5%) and DM (3.1%) compared to KON (6.5%), whereas BMI only increased significantly in KON (5.6%) (p<0.05).
Discussion: Intensive interval sprint training integrated as play shows equal results in aerobic fitness as continuous endurance training, without individual intensity control. Time saving of about 40% and high compliance offer new perspectives for fitness- and health related endurance training in school sport.

KEY WORDS:
Continuous Training, Heart Rate, Lactate, VO2peak

EINLEITUNG

Körperliche Aktivität und motorische Leistungsfähigkeit im Kindesalter haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte signifikant verringert (20). Insbesondere die Ausdauerleistungsfähigkeit unterliegt seit den 1970er-Jahren einem drastischen Rückgang um jährlich 0,5% (26). Dabei ist gerade der positive Zusammenhang zwischen aerober Ausdauerleistung und psychophysischer Gesundheit unbestritten (11). Der daraus resultierenden akuten Handlungsnotwendigkeit stehen in der Regel nur ein geringes Zeitbudget (maximal drei, vielfach jedoch nur zwei Stunden Schulsportunterricht pro Woche mit jeweils niedriger Nettobelastungszeit (28)) sowie eine unzureichende Wertschätzung im sozialen und schulischen Umfeld für eine zielgerichtete Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Schulkindalter gegenüber.
Positive Anpassungserscheinungen der aeroben Fitness durch aerobes sowie partiell anaerobes Ausdauertraining im Kindesalter wurden mehrfach erwiesen (u.a. 5, 18, 27). Matos und Winsley (17) gehen von Steigerungen der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2peak) durch aerobes Ausdauertraining um ca. 5-6% pro Monat bei Kindern aus. Von deutlich stärkeren Effekten berichten Lemura et al. (16) bei Erwachsenen (15-20%) im Vergleich zu Kindern (6%) bei identisch moderaten Trainingsinhalten. Einige Autoren folgern daher, dass Kinder intensiver belastet werden müssen als Erwachsene, um eine vergleichbare Leistungssteigerung zu erzielen (6, 25).
Intensive intervallförmige Trainingsinhalte sind in diesem Zusammenhang aus verschiedenen Gründen von speziellem Interesse für das Training im Kindesalter. Sowohl bei Nachwuchsleistungssportlern (23) als auch bei Schülern (4, 25) und übergewichtigen Kindern (9) konnten positive Anpassungen der aeroben Leistungsfähigkeit bzw. der VO2peakvon 5-8% pro Monat infolge eines hochintensiven Intervalltrainings beobachtet werden. Die Autoren berichteten zudem von einer Steigerung von Explosivkraft und Sprintschnelligkeit (4), einer Reduktion von Körpergewicht und Insulinresistenz (9) sowie einer Verbesserung von Lungenfunktion und Atemwegsempfindlichkeit (21).
Zugunsten des hochintensiven Intervalltrainings liegen ferner überzeugende Befunde vor, dass Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eine höhere Ermüdungsresistenz sowie Belastungsverträglichkeit aufweisen und auf systemischer (z.B. Laktatelimination) sowie zellphysiologischer Ebene (z.B. Phosphokreatinresynthese) schneller zwischen und nach intensiven intermittierenden Belastungen regenerieren (10, 13, 14). Auch auf psychosozialer Ebene scheinen abwechslungsreiche und teilweise intensive Belastungsformen für das Kindesalter hervorragend geeignet, da sie dem natürlichen kindlichen Bewegungsverhalten entsprechen, welches von Bailey et al. (3) als intermittierend, explosiv und mit kurzen Bewegungsphasen (<15s) moderater bis hoher Intensität beschrieben wird. Aus trainingsökonomischer Sicht kann davon ausgegangen werden, dass höhere Intensitäten eine Reduktion des zeitlichen Trainingsumfangs gegenüber dem klassischen hochvolumigen und moderaten Ausdauertraining ermöglichen (7, 19, 23). Dieser Vorteil ist aufgrund der erschreckend geringen Nettobelastungszeit im Schulsportunterricht (28) und den dort vielfach konkurrierenden überwiegend pädagogischen Zielsetzungen von herausragender Bedeutung für eine zukunftsweisende Unterrichtsgestaltung.
Das Ziel der Studie bestand folglich darin, die Effekte eines zehnwöchigen, spielerisch ausgerichteten Ausdauertrainings nach der intensiven Intervallsprintmethode mit jenen eines Trainings nach der extensiven (variablen) Dauermethode auf die aerobe Ausdauer, Sprintschnelligkeit und Körperkomposition sowie Belastungsverträglichkeit und Akzeptanz von Kindern im Grundschulalter zu vergleichen.

MATERIAL UND METHODE

Probanden
42 untrainierte präpubertäre Kinder (16 Mädchen, 26 Jungen) im Alter von 9,5±1,0 Jahren (Tanner Stadium ≤2 (24)) nahmen an der Studie teil (Tab. 1). Alle Teilnehmer wurden über Ausschreibungen in regionalen Tageszeitungen sowie an regionalen Schulen rekrutiert und gingen neben dem Schulsportunterricht maximal einmal wöchentlich einer freizeitsportlichen Betätigung nach. Die Kinder und ihre Erziehungsberechtigten wurden (kindgemäß) über Ziele, Inhalte und Methoden der Studie aufgeklärt, woraufhin die Kinder eine verbale und die Erziehungsberechtigten eine schriftliche Einverständniserklärung im Namen ihrer Kinder abgaben. Zum Ausschluss von Kontraindikationen erfolgte eine Sporttauglichkeitsuntersuchung durch den jeweils behandelnden Pädiater. Die biologische Entwicklung wurde von den Teilnehmern und ihren Erziehungsberechtigten anhand der Tanner-Stadien bestimmt (24). Die Studie wurde durch die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum bewilligt (Reg.-Nr. 3923-11).

Studiendesign
Während eines zehnwöchigen Interventionszeitraums mit zwei Trainingseinheiten pro Woche wurden im Rahmen eines 3-Gruppen-Untersuchungsdesigns die Effekte eines intensiven Intervallsprinttrainings (INT) mit jenen eines Trainings nach der extensiven (variablen) Dauermethode (DM) im Vergleich zu einer nichttrainierenden Kontrollgruppe (KON) untersucht. Jeder Teilnehmer absolvierte vor bzw. eine Woche nach dem Interventionszeitraum eine Eingangs- (PRE) sowie Ausgangsdiagnostik (POST) zur Bestimmung von Anthropometrie und maximaler Sauerstoffaufnahme (VO2peak) sowie der maximalen Blutlaktatkonzentration (LAmax), Herzfrequenz (HFmax) und Laufgeschwindigkeit (vmax) unter konstanten Laborbedingungen (Umgebungstemperatur 18-22°) sowie der Sprintschnelligkeit über 20m (t20) auf einer Outdoor-Tartanbahn (Abb. 1). Anhand der VO2peakwurden die Teilnehmer parallelisiert in dreialters-, geschlechts- und leistungshomogene Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer wurden instruiert, ihren normalen Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu folgen, jedoch spätestens 2h vor den Untersuchungen die letzte kohlenhydratreiche Mahlzeit zu konsumieren und 24h vorher von einer sportlichen Aktivität abzusehen. Zu KON erfolgte nach fünf Wochen des Interventionszeitraums eine telefonische Kontaktaufnahme.

Trainingsinterventionen
Vor dem gruppenspezifischen Training erfolgte ein gemeinsames zehnminütiges Aufwärmen (Spielformen mit und ohne Ball). INT bestand mit einer Trainingsdauer von 30 min aus intervallsprintorientierten Lauf- und Spielformen mit Intensitäten von 100% vmaxbis all-out in den 5-15-sekündigen Belastungsphasen. DM bestand mit einer Trainingsdauer von 50 min aus Lauf- und Spielformen nach der extensiven (variablen) Dauermethode. Abschließend erfolgte ein 10-minütiges Cool-down in der Gesamtgruppe. Jede Trainingseinheit wurde anhand der Frage „Wie hat Dir das Training gefallen?“ über eine 5-stufige piktografische Notenskala von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ auf ihre Akzeptanz hin bewertet. Während der 7. und 14. Trainingseinheit wurden HF sowie unmittelbar nach dem gruppenspezifischen Training LA erfasst. Das Training fand in einem Stadion mit 400m Tartan-Rundbahn und Rasenfläche statt.

Testverfahren
Körpergröße (±0,5 cm) und Körpergewicht (±0,1 kg) wurden mittels stationärem Stadiometer (Holtain Ltd., Crosswell, UK) und medizinisch genormter Personenwaage (Soehnle Professional 2755, Soehle Professional GmbH, Backnang, Deutschland) bestimmt. Der Body-Mass-Index (BMI) wurde gemäß der klassischen Formel BMI=kg/m2bestimmt und die alters- und geschlechtsspezifischen Perzentile (BMIPerz) abgeleitet (15). Die Bestimmung der prozentualen Fett- (FM) und Muskelmasse (MM) erfolgte mittels Bioimpedanzanalyse (BIA 101 Anniversary Sport Edition, Akern, Pontassieve, Italy) (12).
VO2peak, LAmax, HFmaxund vmaxwurden per Laufbandstufentest (Start: 1,6 m/s, Stufen: 0,4 m/s, Stufendauer: 3 min, Steigung: 1%) bis zur subjektiven Ausbelastung, unter Berücksichtigung der in Armstrong und Van Mechelen (2) genannten Kriterien, bestimmt. Als Ausbelastungskriterien wurden ein Respiratorischer Quotient ≥ 1,0 oder ein Levelling off der HF bei ≥200 Schlägen/min anerkannt (2). Die O2-Aufnahme wurde mittels offener Einzelatemzuganalyse (ZAN 600, nSpire, Oberhulba, Deutschland) ermittelt. In Ruhe, unmittelbar nach jeder Stufe sowie in der 1., 3. und 5. Nachbelastungsminute wurden 20 µl Kapillarblut zur Bestimmung der LA aus dem hyperämisierten Ohrläppchen entnommen. Die Proben wurden amperometrisch-enzymatisch analysiert (EBIO® plus, Eppendorf AG, Hamburg, Deutschland). HF wurde kontinuierlich in 5s-Intervallen registriert (Polar RS400, Polar Elektro GmbH, Büttelborn, Deutschland).
Die Sprintschnelligkeit im 20m-Linearsprint (t20 [s]) wurde in drei Durchgängen mit 45-sekündiger Pause mittels Funk-Doppellichtschranken-Messung (Sportronic, Mauthausen, Deutschland) ermittelt. Die Probanden starteten aus aufrechter Position auf ein akustisches Signal.

Statistische Analyse
Alle Messdaten werden als Mittelwert (MW) ± Standardabweichung (SD) dargestellt. Die Akutreaktionen (HF, LA und Akzeptanz) auf die Trainingseinheiten wurden mittels t-Tests für unabhängige Stichproben zwischen INT und DM verglichen. Zum Vergleich der drei Gruppen hinsichtlich der Veränderungen ihrer anthropometrischen sowie leistungsdiagnostischen Daten von PRE zu POST wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) mit Messwiederholung (Zeit x Gruppe) durchgeführt. Zur Überprüfung signifikanter Mittelwertunterschiede wurde das Post-hoc-Verfahren nach Bonferroni angewandt. Als Signifikanzniveau wurde p<0,05 festgelegt. Alle statistischen Analysen erfolgten mittels IBM SPSS Statistics 22 (IBM, Armonk, NY, USA).

ERGEBNISSE

Trainingsinterventionen
Die Teilnehmer der Interventionsgruppen absolvierten durchschnittlich 19 von 20 maximal möglichen Trainingseinheiten. LA war nach INT (2,6±0,8 mmol/l; 89% LAmax) signifikant höher als nach DM (1,3±0,4 mmol/l; 31% LAmax) (p<0,05). Die durchschnittliche HF war während INT (145±14 S/min; 78% HFmax) signifikant niedriger als während DM (158±13 S/min; 79% HFmax) (p<0,05). Die Akzeptanz von INT (1,3±0,3) war signifikant höher als von DM (1,8±0,8) (p<0,05) (Abb. 2).

Eingangs- und Ausgangsdiagnostik
Die Zunahme des Körpergewichts war bei vergleichbarem Größenwachstum nach INT (3,5%) und DM (3,1%) signifikant niedriger als in KON (6,5%) (p<0,05). BMIPerzstieg in KON signifikant an (p<0,05), während es nach INT und DM unverändert blieb (Tab. 1). VO2peakverbesserte sich signifikant um 20% nach INT und um 19% nach DM (p<0,05), nicht jedoch in KON (4%). Die Verbesserungen von LAmax, HFmaxund vmaxwiesen tendenziell in die gleiche Richtung, waren aber statistisch nicht signifikant. t20 blieb in allen Gruppen unverändert (Tab. 2).

DISKUSSION

Ziel der Studie war es, die Effekte eines zehnwöchigen, spielerischen Ausdauertrainings nach der intensiven Intervallsprintmethode mit jenen eines Trainings nach der extensiven (variablen) Dauermethode auf die aerobe Ausdauer, Sprintschnelligkeit und Körperkomposition sowie Belastungsverträglichkeit und Akzeptanz von Kindern im Grundschulalter zu vergleichen. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass über eine Anhebung der Trainingsintensität bei gleichzeitiger Verkürzung der Trainingsdauer um 40% gegenüber DM durch INT bei signifikant höherer Akzeptanz gleichwertige Verbesserungen der aeroben Fitness sowie eine Stabilisation von Körpergewicht und BMIPerz realisiert werden konnten.
Die in INT realisierten Belastungsmuster und HF können in die intensive Intervallmethode mit Kurzzeitintervallen eingeordnet werden und entsprechen den Studien von Baquet et al. (4, 5, 7). Die im Training erreichten LA erscheinen vergleichsweise niedrig. Signifikant niedrigere LA gegenüber Erwachsenen gelten nach intensiven Intervallbelastungen im Kindesalter jedoch als erwiesen (1, 10). Unter Berücksichtigung einer altersbedingt reduzierten Laktatakkumulation unserer Teilnehmer, entsprechen die realisierten LA immerhin 90% der im Laufbandstufentest erreichten LAmax und können für ein intensives Intervalltraining als angemessenen interpretiert werden. Die realisierten Trainingsintensitäten in DM folgten den klassischen Vorgaben eines Ausdauertrainings nach der extensiven (variablen) Dauermethode.
Die Verbesserungen der VO2peak um 20% (2%/Woche) durch INT sowie um 19% (1,9%/Woche) durch DM überreffen die Ergebnisse vorangegangener Studien (5, 7, 9, 17, 18, 19, 22). Zwar weisen die Ergebnisse eine für leistungs- und gewichtsheterogene Schülergruppen erwartungsgemäß hohe Range auf, innerhalb derer jedoch nach INT jedes einzelne der Kinder seine VO2peak deutlich verbesserte. Abweichende Ergebnisse waren insbesondere in Abhängigkeit von Gewicht und Leistungsniveau nach DM zu beobachten. In dieser Stichprobe verbesserten sich die übergewichtigen tendenziell weniger als die normalgewichtigen sowie die leistungsstarken weniger als die leistungsschwachen Kinder.
Vergleichend betrachtet konnten über eine Anhebung der Trainingsintensität durch INT bei gleichzeitiger Verkürzung der Trainingsdauer um 40% gegenüber DM gleichwertige Verbesserungen der VO2peak erreicht werden. Dies bestätigen auch vorangegangene Vergleichsstudien (7, 19).
Der zunächst überraschende Befund, dass auch ohne klassisches aerobes Ausdauertraining Verbesserungen der VO2peak möglich sind, kann metabolisch auf den hohen oxidativen Bedarf während der Erholungspausen im Intervalltraining zurückgeführt werden, während die Belastungsphasen selber aerob bis anaerob-laktazid realisiert werden. Bei Kindern konnte nachgewiesen werden, dass auch bereits in den Belastungsphasen große Anteile oxidativ abgedeckt werden (13). Die Verbesserung der aeroben Fitness ging in keiner der beiden Trainingsgruppen zu Lasten der Sprintschnelligkeit (t20).
Die geringere Zunahme von Körpergewicht nach INT und DM im Vergleich zu KON spiegelt sich in einem konstanten BMI der beiden Trainingsgruppen gegenüber einem signifikanten Anstieg in KON wieder. Während sich BMIPerzin den beiden Interventionsgruppen durchweg im alters- und geschlechtsspezifischen Normbereich befand, wiesen die Entwicklungen in KON einen deutlichen Negativtrend auf. In einer Studie mit übergewichtigen Kindern konnte eine signifikante Reduktion beider Parameter durch ein 12-wöchiges intensives Intervalltraining erreicht werden (9). Die Gewichtsveränderungen schlugen sich weder in dieser noch in anderen Studien in einem veränderten Anteil an FM und MM nieder (7, 23). Die physiologische Nachhaltigkeit der genannten Trainingseffekte bleibt zu evaluieren.
Hinsichtlich der Akzeptanz des Trainings bewerteten die Kinder INT signifikant höher als DM. Dies lässt sich auf eine Präferenz von Kindern zu intermittierenden Belastungsmustern mit partiell intensiven kurzen Belastungsphasen (3) sowie den motivierenden Charakter von variierenden Belastungszeiten und -intensitäten zurückführen (8). Die hohe Compliance bietet praxisrelevante Implikationen auch für den Schulsport. Eine attraktive Umsetzung von Ausdauerinhalten offeriert Chancen hinsichtlich Schülermotivation und folglich auch präventivmedizinscher Nachhaltigkeit, im Sinne eines Transfers gesundheits- und fitnessorientierten Ausdauertrainings auf den außerschulischen Bereich.
Das Fehlen einer individuellen und systematischen Trainingssteuerung kann einerseits als Limitation der Studie und als problematisch für den Transfer in die Sportpraxis betrachtet werden. Andererseits verdeutlichen die Ergebnisse, dass eine adäquate Reizsetzung in leistungs- und gewichtsheterogenen Schülergruppen durch ein praxisnahes, attraktiv gestaltetes Gruppentraining nach der Intervallmethode erreicht werden kann. Dies mag unter anderem an der vielfach geringen Ausdauerleistungsfähigkeit der Schüler und deren entsprechend hohem Adaptationspotential liegen. Zudem kann das Risiko einer potentiellen Überlastung im Kindesalter nahezu ausgeschlossen werden, da Kinder verglichen mit Erwachsenen einen geringeren Power-Out und somit niedrigere Laktatkonzentrationen sowie einem stabileren pH-Wert im intensiven Intervalltraining aufweisen (u.a. 14).

SCHLUSSFOLGERUNG

Verbesserungen der aeroben Fitness sowie eine positive Beeinflussung des Körpergewichts können auch unter Verzicht einer individuellen Intensitätssteuerung über ein spielerisch gestaltetes Ausdauertraining nach der intensiven Intervallmethode realisiert werden. Dies bestätigt einmal mehr die Eignung des intensiven Intervalltrainings im Kindesalter. Zeitersparnis und Akzeptanz eröffnen neue Möglichkeiten, ein gesundheitsorientiertes Ausdauertraining ohne Effektivitätseinbußen auch in größeren heterogenen Gruppen unter den üblichen Rahmenbedingungen ökonomisch in den Schulsport zu integrieren (z.B. im Sinne einer sportartspezifischen Integration in das jeweilige Unterrichtsvorhaben oder als fester Bestandteil im Offenen Ganztag).

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Keine

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Jennifer Kappenstein, Dipl. Sportwissensch.
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Sportwissenschaft, Lehr- und
Forschungsbereich Trainingswissenschaft,
Gesundheitscampus Nord Nr. 120,
44780 Bochum
jennifer.kappenstein@rub.de