Klinische Sportmedizin
EDITORIAL

Publizieren in der DZSM lohnt sich!

Publishing in the German Journal of Sports Medicine is Worthwhile

Prof. Dr. Dieter Böning 1. Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Sportmedizin Hannover e.V. Publish or perish“ – veröffentlichen oder untergehen ist die Devise. Heutzutage ist dies das Motto für die Wissenschaftler. Allerdings hat der verstärkte Wettbewerb zu Übertreibungen geführt. Die Bedeutung der Autoren eines Artikels richtet sich traditionell nach der Reihenfolge. Der Erstegenannte hat das Manuskript im Wesentlichen verfasst oder die Untersuchung geleitet. Bei der heutigen Autoreninflation ist es Brauch geworden, dass der Instituts- oder Arbeitsgruppenleiter am Schluss steht und so als „Spiritus Rector“ erkennbar ist. Dass der Chef im Gegensatz zu früher auf jeder Veröffentlichung steht, hat dazu geführt, dass „bedeutende“ Wissenschaftler 20 und mehr Veröffentlichungen im Jahr aufweisen. In der experimentellen Medizin ist es selten möglich, jährlich mehr als zwei Versuchsserien selbst durchzuführen, auszuwerten und die Artikel zu schreiben.
Dass nicht die Zahl, sondern der Inhalt entscheidend ist, zeigen Wissenschaftler wie Watson und Crick, die für einen Brief an „Nature“ (gut eine Seite) mit dem Konzept der Doppelhelix der Desoxyribonucleinsäure den Nobelpreis erhielten (3). Mit so kurzen Listen könnte man heute kaum habilitieren. Das berühmte Ficksche Prinzip (= Berechnung des Herzzeitvolumens aus der Messung des Sauerstoffverbrauchs und der arterio-venösen O2-Differenz nach einer Idee von Fick) ist lediglich in einem Absatz des Sitzungsprotokolls der „Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft“ in Würzburg von 1870 beschrieben. Bei derselben Sitzung meldete sich auch ein gewisser Dr. phil. Röntgen als Mitglied der Gesellschaft an.
Im 21. Jahrhundert muss ein Wissenschaftler nicht nur viel, sondern viel Wichtiges veröffentlichen. Man könnte das daran ablesen, wie oft seine Veröffentlichungen (möglichst fremd) zitiert werden. Meistens macht man es sich einfacher und rechnet aus, wie oft Artikel in einer bestimmten Zeitschrift in den letzten beiden Jahren zitiert wurden. Der Durchschnitt der Zitate/je Artikel ist der Impact-Faktor. Er liegt bei den Spitzenreitern (Nature, Science) bei etwa 40. Bei den meisten Zeitschriften, selbst wenn sie sehr angesehen sind, bleibt er unter 4. Bei kleinen Fächern pendeln die Werte zwischen 0,2 und 2.
Alle Forscher versuchen, durch viele hochwertig platzierte Artikel hohe Impactsummen zu sammeln. Ob ihre Veröffentlichungen zur Kenntnis genommen werden, ist daraus nicht ersichtlich.
Wie findet man wichtige Artikel, ohne wochenlang Zeitschriftenbände zu durchsuchen? Meistens erfolgt die Suche über Pubmed, der Bibliothek des amerikanischen National Institute of Health auf und gibt passende Stichworte auf der Homepage ein. Man erhält dann Listen von Artikeln, aus denen man auswählt. Hier fängt nun häufig der Ärger an. PubMed greift nur auf eine begrenzte Zahl von Zeitschriften zurück, die ein kompliziertes Zulassungsverfahren durchlaufen müssen.
Wir haben das vor einigen Jahren für die DZSM etwas naiv angegangen, sind aus Unkenntnis der Verfahrensregeln gescheitert und mussten Jahre bis zum Neuantrag warten. Er ist in Vorbereitung.
Bisher habe ich geglaubt, dass man international nicht wahrgenommen wird, wenn man nicht mit seiner Veröffentlichung in PubMed erscheint. Das stimmt nicht. Es gibt Suchsysteme, die sich nicht nur auf die von PubMed ausgewählten Zeitschriften beschränken.
Neben DIMDI (Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information) und Spolit (Recherchesystem Sport am Bundesinstitut für Sportwissenschaft) ist vor allem GoogleScholar bekannt. Im Deutschen Ärzteblatt (DÄB) wurde kürzlich ein Artikel besprochen (1), der Pubmed und Google Scholar vergleicht (2). Laut DÄB sind „die mit Google Scholar gefundenen Artikel eher relevant, häufiger zitiert und in Zeitschriften mit höheren ImpactFaktoren publiziert als die über PubMed gefundene Beiträge“.
Ich habe das mit meinen Veröffentlichungen in der DZSM ausprobiert und war positiv überrascht. Sie werden alle in Google Scholar gelistet. Außerdem scheint Google Scholar den Suchenden zu analysieren. Ich gab „Tarahumara“ ein – den Namen eines mexikanischen Hochlandindianerstamms, der für extreme Ausdauer, aber auch häufiges metabolisches Syndrom bekannt ist. Google lieferte mir als Höhenphysiologen zuerst einen wichtigen Artikel über die Leistungsfähigkeit der Tarahumara in der Höhe. Weitere Tipps für Literatursuche finden Sie unter www.ghostwriting-service.de/fachliteratur-suchenmit-google-scholar-scirus-etc-pp.html. Die Wahrnehmung seiner Veröffentlichungen kann ein Autor weiter erhöhen, wenn er seine Publikationsliste in ResearchGate (www.researchgate.net) einstellt.
An dieser Stelle soll hier noch kurz das Sprachproblem angesprochen werden. Unsere Zeitschrift hat eine Auflage von 13.500 Heften, die überwiegend in den deutschsprachigen Raum gehen. Praxisrelevanten Themen sollten daher möglichst in deutscher Sprache geschrieben werden. Dies ist ebenfalls für die Fortbildungspunkten (CME) notwendig.
Für die internationale Resonanz ist Englisch wirkungsvoller. Aus diesem Grund schlagen wir vor, eine zusätzliche englische Version ins Internet zu stellen. Die Zeitschrift bietet die Möglichkeit, bei herausragenden Arbeiten die Überprüfung durch einen Muttersprachler zu unterstützen.

LITERATUR

  1. Heinzl S Google Scholar ist PubMed möglicherweise überlegen. DÄB 109 (2012) C1976- C1977.
  2. Nourbakhsh E, Nugent R, Wang H, Cevik C, Nugent K Medical literature searches: a comparison of PubMed and Google Scholar. Health Info Libr J 29 (2012) 214- 222.
  3. Watson JD, Crick FHC Molecular structure of nucleic acids: A structure for deoxyribose nucleic acid. Nature 171 (1953) 737- 738.