Peter Bärtsch verlässt die Spitze des Wissenschaftsrates - eine Laudatio
Peter Baertsch leaves the Head of the Science Council – a Laudation
Der Wissenschaftsrat (WR) der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) wurde von Peter Bärtsch ganz wesentlich geprägt. Elf Jahre stand er an der Spitze dieser Instition, die im September 1999 aus der Sektion „Lehre und Forschung“ hervorgegangen war. Er hat in dieser Funktion nicht nur die Kongresse der DGSP zusammen mit den Kollegen aus dem Wissensschaftsrat und den lokalen Veranstaltern gestaltet und vorangebracht, sondern auch die Entwicklung der Gesellschaft als Vizepräsident für Lehre und Forschung mitbestimmt.
Es war und ist ihm ein zentrales Anliegen, der Sportmedizin, insbesondere in Deutschland, ein wissenschaftlicheres Profil zu verleihen und die deutsche Hochschulsportmedizin im internationalen Vergleich besser zu positionieren. Nicht nur als Leiter des WR ist er dabei immer zielgerichtet seinen Weg gegangen und stand gleichzeitig sinnvollen Argumenten und einem konstruktiven Meinungsaustausch immer aufgeschlossen gegenüber. Er geht keiner sachlichen Konfrontation aus dem Weg, um die Interessen der Sportmedizin, insbesondere der sportmedizinischen Forschung an den Instituten und Kliniken der Hochschulen zu vertreten. Das ist nicht immer einfach, da die Sportmedizin als medizinisches Querschnittsfach immer im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen steht und sportmedizinisch relevante Forschung häufig außerhalb der eigentlichen Sportmedizin durchgeführt wird.
Über sein Engagement im Wissenschaftsrat hinaus wirkt er in einer Reihe von internationalen Gremien mit. Seiner Vorliebe für die Höhenmedizin entsprechend war er beispielsweise von 1997 bis 2000 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Bergmedizin. Den dringendsten Problemfeldern der Sportmedizin offen zugewandt, widmete er sich zuletzt auch konsequent der Aufarbeitung der Dopingproblematik in der Sportmedizin.
Seine wissenschaftliche Arbeit ist ein Beispiel in der sportmedizinischen Forschung. Er hat der Sportmedizin vorher nicht gekannte Identifikations- und Arbeitsfelder vermittelt. Unter internationaler Anerkennung hat er die Forschungsthemen Blutgerinnung unter Höhenbedingungen, Höhenlungenödem und Höhenhirnödem bearbeitet. Einige seiner mehr als 300 „Peer Review Arbeiten“ sind in allen großen internationalen Zeitschriften der Inneren Medizin und Physiologie publiziert. Er hat die Höhenmedizin in die Sportmedizin eingebracht und zu einem sportmedizinischen Forschunggebiet gemacht. Dadurch hat er das Spektrum der sportmedizinischen Forschung erweitert und muss auf diesem Feld als Wegbereiter in der Sportmedizin bezeichnet werden. Dies hat ihn zu einem der weltweit führenden Höhenmediziner gemacht und dem internationalen Ansehen der deutschen und schweizerischen Sportmedizin in beispielhafter Weise gedient. Er hat sich dabei immer an höchsten wissenschaftlichen Standards orientiert und diese dann für die sportmedizinische Forschung eingefordert. Seinen Neigungen und Interessen folgend, hat er daran mitgearbeitet, die 4554 Meter hoch gelegene Schutzhütte „Capanna Regina Margherita“ – die Margherita-Hütte – zu einem internationalen Zentrum für höhenphysiologische Forschung auszubauen. Sein ungemeines Wissen auf dem Gebiet der Höhenmedizin und darüber hinaus hat er in den letzten Jahren bei seinen sehr beliebten höhenmedizinischen Fortbildungsveranstaltungen im Engadin und auf dem Sustenpass vermittelt.
Peter Bärtsch ist seit nunmehr 20 Jahren Ärztlicher Direktor der Innere Medizin VII / Sportmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg. Davor hat er als Internist und Höhenphysiologe in der Schweiz, zuerst in Bern und später als Sportmediziner in Magglingen gearbeitet. In seiner ruhigen, bestimmten, konstruktiven und kritischen Weise hat er immer das Machbare im Blick behalten und sich nicht dazu verleiten lassen Dinge zu tun, die ihm nicht realisierbar erschienen oder die die Sache an sich gefährdeten. Dies spiegelt sich auch in seiner Vorliebe dem Bergsteigen wieder. Er hat keine Anstrengung gescheut und hohe Ziele verfolgt, jedoch wusste er im entscheidenden Moment, wann die Umkehr notwendig ist, um kein unkalkulierbares Risiko einzugehen. So brach er bei einem seiner beiden Achttausender Expeditionen den Aufstieg zum Nanga Parbat kurz unterhalb des Gipfels ab. Die Entscheidung erfolgte aufgrund rationalen Überlegungen, den Gipfel zwar erreichen zu können, aber die Kraft nicht mehr für den Abstieg zu haben. Seine Vorliebe für die höhenphysiologische Forschung hat ihn jedoch trotzdem in gefährliche Situationen gebracht. Als er wissenschaftliche Großgeräte installieren wollte (2004) kam es unterhalb der Margherita-Hütte zu einem Hubschrauberunfall. Von solchen Schicksalsschlägen hat sich Peter Bärtsch nicht beirren lassen und seine wissenschaftlichen Ziele konsequent weiter verfolgt.
Peter Bärtsch ist eine verlässliche und charaktervolle Persönlichkeit, die die DGSP in den letzten Jahrzehnten wesentlich geprägt und weiterentwickelt hat. In seiner konsequenten Weise übergibt er zum – in seinen Augen – geeigneten Zeitpunkt den Stab an die nächste Generation weiter, ohne sich vollständig aus der Verantwortung zu ziehen. Der Dank des Wissenschaftsrates der DGSP und der gesamten Sportmedizin gebührt daher in diesem Moment dem Menschen und der Persönlichkeit Peter Bärtsch.